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Psychologie & Manipulation

Die Türen der Wahrnehmung: Warum Amerikaner beinahe alles glauben

Wir sind die kondi­tio­nier­testen, program­mier­testen Wesen, die die Welt je gesehen hat. Nicht nur, daß unsere Gedanken und Einstel­lungen konti­nu­ier­lich geformt und gestaltet werden; Unser ganzes Bewußt­sein scheint subtil und uner­bitt­lich ausge­löscht zu werden. Die Türen unserer Wahr­neh­mung werden sorg­fältig und präzise geordnet. Doch wen inter­es­sierts, stimmt’s?

von Dr. Tim O’Shea (www.thedoctorwithin.com)
Übersetzt von Kai Hackemesser

Aldous Huxley’s 1954 inspi­rierte Abhand­lung beschrieb die lebhaften, bewußt­s­eins­er­wei­ternden, viele Sinne umfas­senden Einblicke in seine Meskalin-Abenteuer. Durch die Verän­de­rung seiner Hirn­chemie durch natür­liche Drogen stieß Huxley auf eine reich­hal­tige und flüssige Welt von leuch­tender, unbe­schreib­li­cher Schönheit und Macht. Mit seinen neuro­sen­so­ri­schen Eingängen derart erweckt konnte Huxley jenes Paral­lel­uni­versum betreten, welches von jedem Mystiker oder Welt­raum­ka­pitän der bekannten Geschichte beschrieben wird. Ob durch Hallu­zi­na­tion oder durch göttliche Erschei­nung versuchte Huxley, alle Kontrolle, alle Filterung, alle kultu­relle Kondi­tio­nie­rung seiner Wahr­neh­mungen zu besei­tigen und damit die Natur, die Welt oder die Realität erster Hand zu konfron­tieren — mit ihrer unpas­teu­ri­sierten, unre­di­gierten, unbe­ar­bei­teten, unend­li­chen Rohheit.

Diese Fesseln sind heute, ein halbes Jahr­hun­dert später, viel schwerer abzu­streifen. Wir sind die kondi­tio­nier­testen, program­mier­testen Wesen, die die Welt je gesehen hat. Nicht nur, daß unsere Gedanken und Einstel­lungen konti­nu­ier­lich geformt und gestaltet werden; Unser ganzes Bewußt­sein scheint subtil und uner­bitt­lich ausge­löscht zu werden. Die Türen unserer Wahr­neh­mung werden sorg­fältig und präzise geordnet. Doch wen inter­es­sierts, stimmt’s?

Es ist eine erschöp­fende und endlose Aufgabe, den Leuten ständig zu erklären, wie die meisten Dinge ihrer Alltags­weis­heit wissen­schaft­lich über Tausend Medi­en­clips in das öffent­liche Bewußt­sein gepflanzt werden. Um Zeit zu sparen, möchte ich ein wenig Hinter­grund­wissen über die Infor­ma­ti­ons­hand­ha­bung in diesem Land zur Verfügung stellen.

Sobald die Grund­lagen, wie unser momen­tanes System der Medi­en­kon­trolle histo­risch errichtet wurde, verdeut­licht wurden, wird der Leser wohl eher in der Lage sein, jeden belie­bigen Bericht in den heutigen Nach­richten in Frage zu stellen.

Wenn jedermann an etwas glaubt, ist es vermut­lich falsch. Wir nennen das

Alltagsweisheit.

In Amerika ist Alltags­weis­heit mit Massen­ak­zep­tanz zumeist so entstanden: Jemand hat dafür bezahlt. Beispiele:

  • Medi­ka­mente machen gesund
  • Impfungen machen immun
  • Die Heilung von Krebs steht kurz bevor
  • Die Menopause ist ein Krankheitszustand
  • Wenn ein Kind krank ist, dann braucht es sofort Antibiotika
  • Wenn ein Kind Fieber hat, muß es Tylenol bekommen
  • Kran­ken­häuser sind sicher und sauber
  • Amerika hat das beste Gesund­heits­vor­sor­ge­system der Welt
  • Die Ameri­kaner haben die weltbeste Gesundheit.
  • Milch ist ein guter Kalzium-Lieferant.
  • Ihr Milch­be­darf lässt auch als Erwach­sener nicht nach.
  • Vitamin C ist Ascorbinsäure.
  • Aspirin schützt vor Herzanfällen.
  • Herz­mittel stärken das Herz.
  • Rücken- und Nacken­schmerzen sind die einzigen Gründe für ein „Spinal Adjus­t­ment” (Chiro­prak­ti­sche Behandlung)
  • Kein Kind kann ungeimpft in die Schule kommen.
  • Die FDA (Food and Drugs Admi­nis­tra­tion, Aufsichts­be­hörde für Medi­ka­mente und Lebens­mit­tel­zu­satz­stoffe) prüft alle Medi­ka­mente eingehend, bevor sie auf den Markt kommen.
  • Schwan­ger­schaft ist ein schwer­wie­gender medi­zi­ni­scher Zustand.
  • Chemo­the­rapie und Bestrah­lung sind effektive Behand­lungs­me­thoden gegen Krebs.
  • Wenn bei Ihrem Kind eine Ohrin­fek­tion fest­ge­stellt wird, sollte sofort Anti­bio­tika verab­reicht werden, „für alle Fälle”
  • Ohrröhr­chen (Ear tubes) sind zum Wohle des Kindes
  • Östrogen-Medi­ka­mente verhin­dern Osteo­po­rose nach der Menopause.
  • Kinder­ärzte sind die am besten ausge­bil­deten aller medi­zi­ni­schen Spezialisten.
  • Das Ziel der Gesund­heits­vor­sor­ge­in­dus­trie ist Gesundheit.
  • HIV ist die Ursache von AIDS.
  • AZT ist die Heilung.
  • Ohne Impfungen würden Seuchen zurückkehren.
  • Fluorid im Trink­wasser schützt Ihre Zähne.
  • Grip­pe­imp­fung schützt vor Grippe.
  • Impf­stoffe sind gründlich erprobt worden, bevor sie auf die Pflicht­liste gesetzt wurden.
  • Ärzte sind sich sicher, daß der Nutzen der Impf­stoffe die möglichen Risiken bei weitem überwiegt.
  • Es gibt einen Ener­gie­mangel in Kalifornien.
  • Eine Menin­gitis-Epidemie wütet in Kalifornien.
  • Der NASDAQ ist ein normaler Markt, der nur von Angebot und Nachfrage gesteuert wird.
  • Chro­ni­sche Schmerzen sind eine normale Alterserscheinung.
  • Soja ist Ihre gesün­deste Proteinquelle.
  • Insu­linin­jek­tionen heilen Diabetes.
  • Wenn wir Ihre Gallen­blase entfernt haben, können Sie essen, was Sie wollen.
  • Allergie-Medi­ka­mente werden Allergien heilen.

Diese Liste von Illu­sionen hat Milli­arden und Aber­mil­li­arden Dollar gekostet, um herbei beschwört zu werden. Haben Sie sich je gefragt, warum Sie den Präsi­denten nie in der Öffent­lich­keit sprechen sehen, es sei denn, er liest ab? Oder warum die meisten Leute dieses Landes im allge­meinen über die oben aufge­führten Dinge auf gleich­ar­tige Weise denken?

Wie es begann

In Trust Us We’re Experts haben Stauber und Rampton einige verblüf­fenden Daten zusam­men­ge­tragen, welche die Wissen­schaft der Bildung einer Öffent­li­chen Meinung in Amerika beschreiben.

Sie verfolgen die moderne öffent­liche Beein­flus­sung zurück bis in das frühe vorige Jahr­hun­dert, beleuchten die Arbeit von Typen wie Edward L. Bernays, dem Vater der Verdre­hung. Aus seiner eigenen erstaun­li­chen Chronik Propa­ganda lernen wir, wie Edward L. Bernays die Ideen seines berühmten Onkels Sigmund Freud selbst aufnahm und sie auf die sich bildende Wissen­schaft der Massen­be­ein­flus­sung anwendete. Der einzige Unter­schied war, daß anstatt diese Prin­zi­pien zu verwenden, um verbor­gene Motive im mensch­li­chen Unter­be­wußt­sein aufzu­de­cken, wie es die Freud’sche Psycho­logie macht, Bernays dieselben Ideen verwen­dete, um Absichten zu verkleiden und Illu­sionen zu schaffen, welche aus Marke­ting­zwe­cken betrügen und verfälscht darstellen.

Der Vater der Verdrehung

Bernays domi­nierte die PR-Industrie seit den 40ern und war für die nächsten 40 Jahre danach eine bedeu­tende Kraft. (Tye) Während der ganzen Zeit nahm Bernays Hunderte verschie­dener Aufträge an, um eine öffent­liche Wahr­neh­mung einer Idee oder eines Produkts zu erschaffen. Ein paar Beispiele:

Als Neuein­steiger beim Ausschuß für Öffent­liche Infor­ma­tionen (Committee on Public Infor­ma­tion) war einer seiner ersten Aufträge, der ameri­ka­ni­schen Öffent­lich­keit den Ersten Weltkrieg mit der Vorstel­lung zu verkaufen, „die Welt sicher für die Demo­kratie zu machen.” (Ewen)

Wenige Jahre später gelang Bernays die Meis­ter­leis­tung, die Vorstel­lung von Ziga­retten rauchenden Frauen zu popu­la­ri­sieren. Bei der Orga­ni­sa­tion der Oster­pa­rade von 1929 in New York City bewies Bernays, daß er eine Kraft sei, mit der man rechnen konnte.

Er orga­ni­sierte die Brigade „Fackeln der Freiheit”, in welcher Frau­en­recht­le­rinnen marschierten, die Ziga­retten rauchten, als Zeichen der Frau­en­be­freiung. Aus diesem einem Ereignis folgte eine solche Publicity, daß seitdem Frauen sich sicher fühlten, ihre Lungen in der Öffent­lich­keit zu zerstören, wie es seit je her die Männer taten.

Bernays popu­la­ri­sierte die Idee vom Speck zum Frühstück.

Als einer, der Heraus­for­de­rungen nicht abschlägt, richtete er zusammen mit der AMA (American Medical Asso­cia­tion) die Werbe­struk­turen ein, welche fast 50 Jahre währten, welche bewiesen, daß Ziga­retten gesund­heits­för­dernd seien. Schauen sie ruhig mal in Ausgaben der Time oder Life aus den 40er oder 50er Jahren.

Während der nächsten Jahr­zehnte entwi­ckelten Bernays und seine Kollegen die Prin­zi­pien, mit welchen allgemein Menschen­massen durch Nach­richten, die immer wieder, hunderte Male wieder­holt würden, beein­flußt werden konnten. Als der Wert der Medien erkennbar wurde, versuchten andere Länder, unserer Spur zu folgen. Aber Bernays war der goldene Standard. Josef Goebbels, der Propa­gan­da­mi­nister unter Hitler war, studierte die Prin­zi­pien von Edward Bernays, als er die volks­tüm­liche Begrün­dung entwi­ckelte, mit der er die Deutschen über­zeugen wollte, daß sie ihre Rasse reinigen sollten. (Stauber)

Schall und Rauch

Bernays’ Aufgabe war, Ange­le­gen­heiten zurecht­zu­rü­cken; ein gewünschtes Bild zu erschaffen, welches ein bestimmtes Produkt oder Konzept in ein ange­nehmes Licht rückt. Bernays beschrieb die Öffent­lich­keit als eine ‚Herde, die geführt werden muß’. Und dieses herden­hafte Denken mache die Leute „empfäng­lich für Führung”.

Bernays wich nie von seinem funda­men­talem Axiom ab, „die Massen ohne ihr Wissen zu kontrol­lieren”. Die beste PR ist, wenn die Leute nicht bemerken, wie sie beein­flußt werden.

Stauber beschrieb Bernays’ Begrün­dung wie folgt:

Die wissen­schaft­liche Mani­pu­la­tion der Öffent­li­chen Meinung war notwendig, um Chaos und Konflikt in einer demo­kra­ti­schen Gesell­schaft zu überwinden.”

(Trust Us, S.42)

Diese frühen Massen­be­ein­flusser posierten, als würden sie einen mora­li­schen Dienst für die allge­meine Mensch­heit leisten — Demo­kratie ist zu gut für das Volk; man muß ihnen sagen, was sie denken sollen, weil sie von sich aus nicht zu ratio­nalem Denken fähig seien. Hier ein Auszug aus Bernays Propa­ganda:

Wer die unge­se­henen Gesell­schafts­me­cha­nismen mani­pu­liert, bildet eine unsicht­bare Regierung, welche die wahre Herr­scher­macht unseres Landes ist. Wir werden regiert, unser Verstand geformt, unsere Geschmä­cker gebildet, unsere Ideen größ­ten­teils von Männern sugge­riert, von denen wir nie gehört haben. Dies ist ein logisches Ergebnis der Art wie unsere demo­kra­ti­sche Gesell­schaft orga­ni­siert ist. Große Menschen­zahlen müssen auf diese Weise koope­rieren, wenn sie in einer ausge­gli­chen funk­tio­nie­renden Gesell­schaft zusam­men­leben sollen. In beinahe jeder Handlung unseres Lebens, ob in der Sphäre der Politik oder bei Geschäften, in unserem sozialen Verhalten und unserem ethischen Denken werden wir durch eine relativ geringe Zahl an Personen dominiert, welche die mentalen Prozesse und Verhal­tens­muster der Massen verstehen. Sie sind es, die die Fäden ziehen, welche das Öffent­liche Denken kontrollieren.”

Eine etwas andere Ansicht zum Thema von Thomas Jefferson:

Ich kenne keinen siche­reren Treu­händer der ulti­ma­tiven Macht der Gesell­schaft als das Volk an sich; und wenn wir sie nicht für erleuchtet genug halten, diese Kontrolle mit wohl­wol­lender Umsicht durch­zu­führen, dann ist die Abhilfe nicht, sie ihnen wegzu­nehmen, sondern ihre Umsicht zu prägen.”

Ihre Umsicht prägen. Bernays glaubte, daß nur einige wenige den nötigen Einblick in das Gesamt­bild haben, um mit dieser heiligen Aufgabe betraut zu werden. Und ganz zufällig hielt er sich für einen der wenigen.

Hier kommt das Geld ins Spiel

Sobald die Möglich­keiten der Anwendung der Freud’schen Psycho­logie auf die Massen­me­dien erblickt wurde, hatte Bernays bald mehr Konzern­kunden als er bewäl­tigen konnte. Globale Konzerne stürzten aus allen Rich­tungen herbei, um dem neuen Bilder­ma­cher zu hofieren. Es gab Dutzende Güter und Dienst­leis­tungen und Ideen, die einer empfäng­li­chen Öffent­lich­keit verkauft werden sollten. Über die Jahre haben diese Spieler das Geld gehabt, um ihre Bilder wahr werden zu lassen. Einige Beispiele:

Philip MorrisPfizer
Union CarbideAllstate
MonsantoEli Lilly
Tabak­in­dus­trieCiba Geigy
Blei­in­dus­trieCoors
DuPontChlorox
Shell OilStandard Oil
Procter & GambleBoeing
General MotorsDow Chemical
General MillsGoodyear

Die Spieler

Dutzende PR-Firmen sind entstanden, um die Nachfrage zu befrie­digen. Darunter folgende:

Burson-Marsteller
Edelman
Hill & Knowlton
Kamer-Singer
Ketchum
Mongovin, Biscoe und Duchin
BSMG
Buder-Finn

Obwohl in der PR-Industrie wohl­be­kannt, kennen wir diese Namen nicht, aus gutem Grund. Die beste PR ist die unbe­merkte. Seit Jahr­zehnten haben sie Meinungen geschaffen, mit denen die meisten von uns groß geworden sind, zu praktisch allem, was entfern­test kommer­zi­ellen Wert hat, einschließlich:

Phar­ma­zeu­ti­schen Drogen
Impf­stoffe
Der Berufstand der Mediziner
Alter­na­tive Medizin
Fluo­rid­be­hand­lung des Trinkwassers
Haus­halts­rei­niger
Chlor
Tabak
Dioxin
Globale Erwärmung
Verbleites Benzin
Krebs­for­schung und ‑behand­lung
Meeres­ver­schmut­zung
Holz und Wälder
Image von Berühmt­heiten, einschließ­lich Schadensbegrenzung
Krisen- und Katastrophenmanagement
Genetisch verän­derte Lebensmittel
Aspartam
Nahrungs­mit­tel­zu­satz­stoffe; Fertigessen
Zahn­me­di­zi­ni­sche Amalgame

Lektion 1

Bernays lernte schnell, daß die effek­tivste Weise, um Glaub­wür­dig­keit für ein Produkt oder ein Vorstel­lung zu schaffen, eine Beur­tei­lung durch eine „unab­hän­gige dritte Partei” sei. Wenn beispiels­weise General Motors damit heraus­kommt, daß die Globale Erwärmung ein Scherz sei, der von ein paar baum­ver­narrten Liberalen in die Welt gesetzt wurde, würden die Leute die Motive von GM bezwei­feln, da GM seinen Gewinn durch den Verkauf von Autos macht. Wenn jedoch ein unab­hän­giges Forschungs­in­stitut mit einem sehr glaub­würdig klin­gendem Namen wie „Globale Klima-Koalition” mit einem Forschungs­be­richt heraus­kommt, welcher meint, daß die Globale Erwärmung nur eine Einbil­dung sei, würden die Leute verwirrt werden und Zweifel an der ursprüng­li­chen Ansicht bekommen.

Und das ist genau das, was Bernays machte. Mit einer genialen Politik gründete er „mehr Institute und Stif­tungen als Rocke­feller und Carnegie zusammen” (Stauber S. 45) Unauf­fällig durch jene Indus­trien finan­ziert, deren Produkte bewertet würden, würden diese „unab­hän­gigen” Forschungs­ein­rich­tungen „wissen­schaft­liche” Studien und Pres­se­ma­te­rial heraus­spru­deln, welche das Image erzeugen würden, welches ihre Macher haben wollen. Solche Front­gruppen bekommen hoch­tra­bende Namen wie:

Tempe­ra­tur­for­schungs­stif­tung
Inter­na­tio­naler Rat für Lebensmittelinformation
Verbrau­cher­schutz
Koalition für den Fort­schritt wahrer Wissenschaft
Stiftung für Saubere Luft
Stiftung für indus­tri­elle Gesundheit
Manhattan-Institut
Zentrum für Produktqualität
Rat der Tabakforschungsinstitute
Cato-Institut
Ameri­ka­ni­scher Rat für Wissen­schaft und Gesundheit
Globale Klima-Koalition
Allianz für bessere Ernährung

Die klingen hübsch echt, nicht wahr?

Eingemachte Nachrichtenmeldungen

Wie Stauber erklärte, sind diese und Hunderte anderer wie sie die Front­gruppen, deren einzige Aufgabe darin besteht, das Image der globalen Konzerne, oben zum Teil aufge­listet, welche sie unter­stützen, zu verbes­sern. Und dies geschieht teilweise über einen endlosen Strom von ‚Pres­se­mel­dungen’, welche „bahn­bre­chende” Forschung an jeden Radio­sender und jede Zeitung verkünden. (Robbins) Viele dieser einge­machten Berichte lesen sich wie wirkliche Nach­richten und sind tatsäch­lich absicht­lich in das Nach­rich­ten­format gebracht worden. Dies erspart Jour­na­listen die Mühe, das Thema selbst nach­zu­for­schen, vor allem bei Themen, von denen sie kaum Ahnung haben. Ganze Abschnitte der Meldungen, oder im Falle von Video­nach­rich­ten­mel­dungen gar komplett können ohne Bear­bei­tung über­nommen werden, werden mit Verfas­ser­an­gabe des Reporters oder der Zeitung oder des Fern­seh­sen­ders per copy and paste über­nommen — voilá! Fertignach­richten! Geschrieben von PR-Unternehmen.

Geschieht es wirklich so? Jeden einzelnen Tag, seit den 20ern , als die Idee der Nach­rich­ten­mel­dung durch Ivy Lee erfunden wurde. (Stauber, S.22) Manchmal basieren die Hälfte der Berichte, die in einer Wall Street Journal-Ausgabe erscheinen, allein auf solchen PR-Pres­se­mel­dungen. (22) Diese derar­tigen Berichte werden gerade unter ordent­lich recher­chierte Berichte gemischt. Solange Sie nicht selbst recher­chieren, werden Sie kaum den Unter­schied bemerken.

Die Sprache der Verdrehung

Als die Verdre­hungs-Pioniere der 20er wie Ivy Lee und Edward Bernays mehr Erfahrung gesammelt hatten, begannen Sie, Regeln und Richt­li­nien zur Erzeugung Öffent­li­cher Meinung zu formu­lieren. Sie lernten schnell, daß die Psycho­logie des Pöbels sich auf Emotionen fokus­sieren muß, nicht auf Tatsachen. Da der Pöbel nicht zu ratio­nalem Denken fähig ist, darf sich die Moti­va­tion nicht auf Logik stützen, sondern auf die Präsen­ta­tion. Hier einige Axiome der neuen Wissen­schaft PR:

  • Tech­no­logie ist im Grunde Religion
  • Wenn das Volk nicht fähig zu ratio­nalem Denken ist, dann ist wahre Demo­kratie gefährlich.
  • Wichtige Entschei­dungen sollte man Experten überlassen
  • Beim Zurecht­rü­cken von Ange­le­gen­heiten, halten Sie Abstand zur Substanz, erschaffe Bilder
  • Erzählen Sie keine eindeutig beweis­baren Lügen

Worte werden aufgrund ihrer emotio­nalen Wirkung sehr sorg­fältig gewählt. Hier ein Beispiel. Eine Front­gruppe namens Inter­na­tio­naler Rat für Lebens­mit­tel­in­for­ma­tion kümmert sich um die öffent­liche Aversion gegen genetisch modi­fi­zierte Lebens­mittel. Schlüs­sel­worte werden durchwegs im ganzen Text wieder­holt. Nun fürchtet sich im Falle der genma­ni­pu­lierten Lebens­mittel die Öffent­lich­keit instinktiv vor den neuen Schöp­fungen, die plötzlich in den Regalen des Gemü­se­händ­lers aufge­taucht sind, von denen gesagt wird, daß ihre DNA mani­pu­liert sei. Der IRLI möchte die Öffent­lich­keit der Sicher­heit von GM-Lebens­mit­teln versi­chern, also vermeidet er Worte wie:

Fran­ken­stein
Hitler
Biotech­no­logie
Chemisch
DNA
Expe­ri­mente
Sicher­heit
Wissen­schaftler
Bestrah­lung
Roulette
Gen-Splicing
Gen-Beschuß
Zufall

Statt­dessen enthält gute PR für GM-Lebens­mittel Worte wie:

Kreuzung
Natür­liche Ordnung
Schönheit
Wahl
Spende
Arten­kreu­zung
Vielfalt
Erde
Organisch
gesund

Es ist grund­le­gend Freud’sche/Tony Robbins’sche Wort­as­so­zia­tion. Die Tatsache, daß GM-Lebens­mittel keine Kreu­zungen sind, die der langsamen und sorg­fäl­tigen wissen­schaft­li­chen Methode der echten Kreuz­zucht unter­worfen waren, spielt keine wirkliche Rolle. Dies ist Pseu­do­wis­sen­schaft, nicht Wissen­schaft. Die Form ist alles, die Substanz nur ein flüch­tiger Mythos. (Trevanian)

Was meinen Sie, wer den Inter­na­tio­nalen Rat für Lebens­mit­tel­in­for­ma­tion finan­ziert? Raten Sie drauf los. Richtig — Monsanto, DuPont, Frito-Lay, Coca Cola, Nutras­weet — all jene, die aus GM-Lebens­mit­teln Gewinn ziehen. (Stauber S.20)

Eigenschaften guter Propaganda

In der weiteren Entwick­lung der Massen­kon­trolle entwi­ckelten PR-Firmen weitere Richt­li­nien für effektive Wieder­gaben. Hier einige Juwelen:

  • Entmensch­li­chen Sie die ange­grif­fene Partei durch Nennen beim Namen und abstempeln.
  • Sprechen Sie in pracht­vollen Gemein­plätzen mit emotional positiven Worten.
  • Wenn Sie etwas aufdecken, verwenden sie kein Klar­deutsch; Versuchen Sie, Zeit zu gewinnen; lenken Sie ab.
  • Holen Sie Beur­tei­lungen von Berühmt­heiten, Kirchen, Sportlern, Stra­ßen­volk ein — von jedermann, der keine Fach­kennt­nisse zum Thema parat hat.
  • Der Kniff fürs „Fußfolk”: Unsere Milli­ar­däre sind auch nur Menschen wie wir.
  • Wenn Sie Gräuel verharm­losen, sagen Sie nichts denkwürdiges
  • Wenn Sie Gräuel verharm­losen, heben Sie den Nutzen des Gesche­henen hervor.
  • Wenn Sie Gräuel verharm­losen, vermeiden Sie mora­li­sche Fragen.

Merken Sie sich diese Liste. Fangen Sie an, nach diesen Techniken Ausschau zu halten. Sie sind nicht schwer zu finden — schauen Sie in die heutige Zeitung oder die Fern­seh­nach­richten von heute abend. Sehen Sie, was sie tun; die Jungs sind gut!

Wissenschaft zu vermieten

PR-Firmen sind sehr geschickt geworden in der Vorbe­rei­tung der Nach­rich­ten­mel­dungen. Sie haben gelernt, wie man die Namen berühmter Wissen­schaftler mit der Forschung zu verknüpfen, die nicht mal hinein­ge­schaut haben. (Stauber, S.201) Dies kommt häufig vor. Auf diese weise wird den Redak­teuren von Zeitungen oder Nach­rich­ten­sen­dungen oft nicht mal bewußt, daß ein einzelner Bericht eine völlige PR-Fabri­ka­tion sind. Aber zumindest haben sie die „Möglich­keit zu Leugnen”, oder?

Stauber erzählt die verblüf­fende Geschichte, wie verbleites Benzin zur Einfüh­rung kam. 1922 entdeckte General Motors, daß die Beigabe von Blei zum Benzin den Wagen mehr PS brachte. Als es eine Bedenken wegen der Sicher­heit gab, bezahlte GM das Berg­bauamt, einige gefälschte „Versuche” durch­zu­führen und unechte Forschung zu veröf­fent­li­chen, welche „bewies”, daß das Einatmen von Blei harmlos sei. Bringen wir Charles Kettering ins Spiel.

Charles Kettering war nicht nur Gründer der welt­be­rühmten Sloan-Kettering Gedenk­stätte für medi­zi­ni­sche Forschung, sondern zufällig auch Vorstand bei General Motors. Durch einige seltsame Zufälle bringt das Sloan-Kettering-Institut bald darauf Berichte heraus, die aussagen, daß Blei von Natur aus im Körper vorkommt, und daß der Körper eine Möglich­keit hat, geringe Aufnahme auszu­scheiden. Wegen ihrer Verbin­dung zu der Stiftung für indus­tri­elle Hygiene (Indus­trial Hygiene Foun­da­tion) und dem PR-Riesen Hill & Knowlton wider­sprach das Sloane-Kettering jahrelang allen Anti-Blei-Studien (Stauber S.92). Ohne orga­ni­sierten wissen­schaft­li­chen Wider­stand wurde in den nächsten sechzig Jahren mehr und mehr Benzin verbleit, bis in den Sieb­zi­gern schon 90% des Benzins verbleit waren.

Letzt­end­lich wurde es zu offen­sicht­lich, um zu verbergen, daß Blei ein starkes Karzi­nogen sei, und verbleites Benzin wurde in den späten Achtziger Jahren langsam abge­schafft. Aber in diesen sechzig Jahren wurden schät­zungs­weise etwa 30 Millionen Tonnen Blei staub­förmig auf Amerikas Straßen und Auto­bahnen frei­ge­setzt. 30 Millionen Tonnen.

Das, Freunde, ist PR.

Ramschwissenschaft

1993 schrieb ein Typ namens Peter Huber ein neues Buch und münzte einen neuen Begriff. Das Buch hieß Galileos Rache, und der Begriff lautet Ramsch­wis­sen­schaft. Hubers flache These war, daß die wahre Wissen­schaft Tech­no­logie, Industrie und Fort­schritt fördere. Alles übrige sei Ramsch­wis­sen­schaft. Nicht über­ra­schend erklärt Stauber, wie Hubers Buch durch das industrie-gestützte Manhattan-Institut gefördert wurde.

Hubers Buch wurde allgemein wenig beachtet, nicht nur, weil es schwach geschrieben war, sondern auch, weil es ihm nicht gelang, eine Tatsache zu verstehen: Wahre wissen­schaft­liche Nach­for­schung beginnt ohne Schluß­fol­ge­rung. Wahre Wissen­schaftler suchen die Wahrheit, weil sie noch nicht wissen, was die Wahrheit ist.

Wahre wissen­schaft­liche Methoden sehen so aus:

  1. Man bilde eine Hypothese
  2. Man mache Voraus­sagen für diese Hypothese
  3. Man prüfe die Vorraus­sagen im Versuch
  4. Man verwerfe oder revidiere die Hypothese aufgrund der Ergeb­nisse der Nachforschung.

Der Bostoner Univer­si­täts­wis­sen­schaftler Dr. David Ozonoff erklärt, daß Ideen in der Wissen­schaft etwa so was wie „lebende Orga­nismen” seien, die genährt, gepflegt und mit Mitteln kulti­viert werden müßten, damit sie wachsen und erblühen könnten. (Stauber S.205) Große Ideen, die diese finan­zi­ellen Mittel wegen kommer­zi­eller Betrach­tungs­winkel nicht erhalten, fallen nicht sofort auf — diese Ideen verküm­mern und sterben ab.

Eine weitere Möglich­keit, wie Sie oft wahre und falsche Wissen­schaft vonein­ander trennen können, ist, daß die wahre Wissen­schaft auf Mängel in ihrer Nach­for­schung hinweist. Falsche Wissen­schaft heuchelt, daß es keine Mängel gäbe.

Die wahre Ramschwissenschaft

Verglei­chen Sie dies nun mit der modernen PR und ihrem ständigen Anspruch auf aufrich­tige Wissen­schaft. Konzern-gespon­serte Forschung, ob im Bereich der Medi­ka­mente, der genma­ni­pu­lierten Lebens­mittel oder der Chemie beginnen immer mit vorher­be­stimmten Schluß­fol­ge­rungen. Es ist die Aufgabe des Wissen­schaft­lers, die Wahrheit dieser Schluß­fol­ge­rungen zu beweisen, weil dieser Beweis den Indus­trien, welche für die Forschung bezahlen, wirt­schaft­liche Vorteile bringt. Diese ärger­liche Annä­he­rung an die Wissen­schaft hat den gesamten Fokus der Forschung in Amerika während der letzten fünfzig Jahre verschoben, wie es jeder wahre Wissen­schaftler bereit­willig bestätigt.

Stauber doku­men­tiert den zuneh­menden Betrag konzern-gespon­serter Univer­si­täts­for­schung. (206) Dies hat nichts mit dem Streben nach Wissen zu tun. Wissen­schaftler klagen, daß Forschung zu nur einem weiteren Handelsgut verkommen sei, etwas was gekauft und verkauft wird. (Crossen)

Die zwei Hauptziele der „aufrichtigen Wissenschaft”

Es scho­ckiert, wenn Stauber aufzeigt, wie die gewaltige Mehrheit der Konzern-PR heut­zu­tage sich jeglicher Forschung entge­gen­stellt, welche versucht,

die öffent­liche Gesundheit
die Umwelt

zu schützen.

Es ist witzig, daß wir den Begriff „Ramsch­wis­sen­schaft” meistens nur im Kontext einer Vertei­di­gung von etwas sehen, was entweder die Umwelt oder unsere Gesund­heit bedrohen könnte. Das macht Sinn, wenn man erkannt hat, daß Geld nur den Besitzer wechselt, wenn die Illusion von Gesund­heit und die Illusion des Umwelt­schutzes entsteht. Wahre öffent­liche Gesund­heit und wirk­li­cher Schutz unserer Umwelt haben geringen Marktwert.

Stauber hält es für ironisch, daß die selbst­er­klärten Entlarver der Industrie für Ramsch­wis­sen­schaft übli­cher­weise selbst Nicht­wis­sen­schaftler sind.(255) Auch hier wieder können sie dies tun, da die Aufgabe nicht Wissen­schaft, sondern die Erschaf­fung von Image ist.

Die Angriffssprache

Wenn PR-Firmen aner­kannte Umwelt­gruppen und Leute von der alter­na­tiven Medizin angreifen, verwenden sie Worte, die einen emotio­nalen Hieb austeilen:

grausamvernünf­tige Wissenschaft
Ramsch­wis­sen­schaftsensibel
Unru­he­stifterverant­wor­tungs­voll
PhobieFalsch­mel­dung
Bange­ma­cherHysterie

Wenn Sie das nächste mal einen Zeitungs­ar­tikel über ein Umwelt­schutz oder Gesund­heits­thema lesen, beachten Sie, wie der Autor seine Vorein­ge­nom­men­heit durch den Gebrauch solcher Worte zeigt. Dies ist das Ergebnis einer ganz beson­deren Ausbildung.

Eine weitere Standart-PR-Taktik ist, die Rhetorik der Umwelt­schützer zu verwenden, um ein gefähr­li­ches und uner­probtes Produkt zu vertei­digen, welches eine tatsäch­liche Bedrohung der Umwelt ist. Dies sehen wir regulär in der PR-Nebelwand, welche genetisch mani­pu­lierte Lebens­mittel umgibt. Sie sagen, daß GM-Lebens­mittel nötig sind, um mehr Nahrung wachsen zu lassen, um den Welt­hunger zu bekämpfen, aber in Wirk­lich­keit haben, GM-Lebens­mittel einen gerin­geren Ertrag pro Hektar Ackerland als natür­liche Getreide. (Stauber S.173) Der Groschen fällt, wenn Sie erkennen, daß fast alle GM-Nahrungs­mittel von den Herstel­lern von Herbi­ziden und Pesti­ziden geschaffen wurden, damit die Pflanzen noch größeren Dosen von Herbi­ziden und Pesti­ziden wider­stehen können. (The Magic Bean)

Das Wunder der Vorweg-Prüfung

Veröf­fent­li­chen oder Vergehen, das ist das klas­si­sche Dilemma jedes Forschungs­wis­sen­schaft­lers. Das bedeutet, wer immer Finan­zie­rung für das nächste Forschungs­pro­jekt erwartet, sollte besser die aktuellen Forschungs­pa­piere in den besten wissen­schaft­li­chen Magazinen veröf­fent­li­chen. Und wir wissen, warum all die wissen­schaft­li­chen Magazine wie JAMA, New England Journal, British Medical Journal usw. eine Vorweg-Prüfung haben. Vorweg-Prüfung (Peer Review) bedeutet, daß alle Artikel, die tatsäch­lich zwischen all den voll­far­bigen Medi­ka­men­ten­wer­bungen und Phar­ma­zeu­ti­schen Ausfalt­blät­tern veröf­fent­licht werden, von einigen wirklich schlauen Typen mit einer Menge Empfeh­lungs­schreiben überprüft werden. Die Annahme ist, wenn der es durch die Vorweg-Über­prü­fung geschafft habe, dann seien die Schluß­fol­ge­rungen der Forschung gründlich nach­ge­prüft worden und zeigen gewisse Ähnlich­keit zur physi­ka­li­schen Realität.

Aber es gibt ein paar Probleme mit dieser kleinen Einrich­tung. Das erste ist Geld. Obwohl sogar pres­ti­ge­volle, ehrwür­dige Medi­zi­ni­sche Magazine heucheln, objektiv und unkor­rum­pierbar zu sein, ist die Wahrheit, daß sie die gleiche Sache berück­sich­tigen müssen, die alle Hoch­glanz­ma­ga­zine konfron­tiert: Leg dich nicht mit deinen Inse­renten an. Mensch, diese voll­sei­tigen Medi­ka­men­ten­wer­bungen in den besten Magazinen kosten Millionen. Wie lange würde ein Pharma-Konzern für Werbe­fläche in einem Magazin zahlen, wenn diese einige sehr vernünf­tige wissen­schaft­liche Papiere veröf­fent­licht, welche die Sicher­heit des Medi­ka­ments angreifen, welches auf der Mittel­seite zu sehen ist? Denken Sie darüber nach. So doof sind die Redak­teure ja nicht.

Ein weiteres Problem ist der Inter­es­sen­kon­flikt. Es gibt eine formale Bedingung für alle medi­zi­ni­sche Magazinen, daß jegliche finan­zi­ellen Bezie­hungen zwischen einem Autor und dem Produk­t­her­steller im Artikel dargelegt werden müssen. In der Praxis kommt das nicht vor. In einer Studie aus dem Jahre 1997 wurde in 147 Medizin-Magazinen nicht eine einzige Erklärung gefunden. (Wall Street Journal, 2. Feb. 99)

Eine Studie aus dem Jahr 1998 des New England Journal of Medicine zeigte, daß 96% der vorweg­ge­prüften Artikel finan­zi­elle Bezie­hungen zu den Medi­ka­menten hatten, die unter­sucht wurden. (Stelfox, 1998) Erschre­ckend, oder? Und die Schluß­fol­ge­rung daraus? Diese Studie sollte immer genannt werden, wenn irgendwer allzu pompös mit der Objek­ti­vität der Voraus-Prüfungen daher­kommt, was recht oft vorkommt.

Dann gibt es den offen­sicht­li­chen Kauf von Seiten. Eine Medi­ka­men­ten­firma kann einfach mal 100.000 USD an ein Magazin zahlen, damit ein wohl­mei­nender Artikel gedruckt wird.(Stauber, S.204)

Betrug in voraus-geprüften Magazinen ist nichts neues. 1987 brachte das New England Journal einen Artikel, der über einen Zeitraum von sieben Jahren die Forschung von Dr.med. R. Slutsky verfolgte. In dieser Zeit veröf­fent­lichte Dr. Slutsky 137 Artikel in einer Menge voraus-geprüfter Magazine. Das NEJM fand heraus, daß in mindes­tens sechzig dieser 137 Artikel Beweise von groß­an­ge­legtem wissen­schaft­li­chem Betrug und Fehl­dar­stel­lung zu finden waren, einschließlich:

  • Erwähnung von Daten von Expe­ri­menten, die niemals durch­ge­führt wurden
  • Erwähnung von Meßergeb­nissen, die niemals gemessen wurden
  • Erwähnung von statis­ti­schen Auswer­tungen, die niemals gemacht wurden (Engler)

Dr.phil. Dean Black beschreibt, was er den Babel Effekt nennt, welcher das Ergebnis ist, wenn diese sehr häufigen und üblichen wissen­schaft­lich-betrü­ge­ri­schen Daten in peer-reviewten Magazinen dann von anderen Forschern zitiert werden, und diese wieder von anderen und so fort.

Wollen sie etwas von der Sorte Um-Rahmung sehen, von der die ganze Diskus­sion handelt? Schauen Sie nach McDonalds-Werbung, welche oft im Journal of the American Medical Asso­cia­tion auftaucht. Dann erinnern Sie sich, daß dies dieselbe Publi­ka­tion ist, welche für fast fünfzig Jahre Ziga­ret­ten­wer­bung gezeigt hat, welche die gesund­heits­för­dernde Wirkung von Tabak behaup­tete. (Robbins)

Wirklich sehr wissen­schaft­lich, muß man sagen.

Den Fernseher wegwerfen?

Ich hoffe, dieses Kapitel hilft Ihnen, Artikel in Zeitungen und Magazinen etwas anders zu lesen, und viel­leicht auch Nach­rich­ten­sen­dungen im Fernsehen mit einer etwas anderen Einstel­lung zu sehen. Fragen Sie sich immer, was verkaufen die da, und wer verkauft es. Und wenn sie tatsäch­lich das Buch von Stauber & Rampton weiter­ver­folgen und einige der unten ange­ge­benen Quellen prüfen, könnten Sie viel­leicht sogar die Möglich­keit erhaschen, Ihr Leben ein klit­ze­klein wenig zu verbes­sern, indem Sie sich einfach weigern, Ihr Gehirn den Massen­me­dien auszu­setzen. Richtig verstanden — keine Zeitungen, keine Fern­seh­nach­richten, kein Time-Magazin oder die Newsweek. Das können Sie tatsäch­lich schaffen. Denken Sie nur daran, was Sie allein mit der zusätz­li­chen Zeit anfangen könnten.

Fühlen Sie sich wirklich, als ob sie „relaxen” müßten; oder als ob Sie wissen müssen, „was draußen in der Welt vor sich geht”; und das jeden Tag einige Stunden? Denken Sie eine Minute über die Nach­richten der letzten Jahre nach. Nehmen Sie tatsäch­lich an, daß die großen Stories, welche die Schlag­zeilen und Fern­seh­nach­richten dominiert haben, tatsäch­lich berich­teten, „was draußen in der Welt vor sich geht”? Denken Sie wirklich, daß es sonst nichts neben dem erfun­denen Tech­no­lo­gie­zu­sam­men­bruch, der erfun­denen Ener­gie­knapp­heit, den gefil­terten Berichten über auslän­di­sche Gewalt und Kata­stro­phen und den ganzen anderen Unbe­richten, welche die Puppen­spieler vor uns täglich aufführen? Was, wenn sie eine wirklich große Sache aufspielen, etwa OJ oder Monika Lewinsky oder das Bomben­at­tentat von Oklahoma City oder jetzt mit Gary Condit? Müssen wir das wirklich in allen Details erfahren, jeden Tag? Könnten wir denn überhaupt in allen Details veri­fi­zieren, wenn wir das wollten? Was ist der Zweck der Nach­richten? Die Öffent­lich­keit zu infor­mieren? Wohl kaum. Der einzige Zweck der Nach­richten ist, die Öffent­lich­keit in Furcht und Unsi­cher­heit zu halten, damit sie auch Morgen wieder einschalten und der gleichen Werbung ausge­setzt sind. Eine über­trieben Verein­fa­chung? Natürlich. Das ist das Kenn­zei­chen der Massen­me­di­en­herr­schaft — Verein­fa­chung. Die unsicht­bare Hand. Wie Edward Bernays sagte, das Volk muß gesteuert werden, ohne daß es das weiß.

Bedenken Sie: Was ging tatsäch­lich vor sich in der Welt in der ganzen Zeit, in der sie uns mit all der dummen und lästigen Nebelwand abgelenkt haben? Furcht und Unsi­cher­heit — das läßt die Leute immer wieder kommen, um mehr zu erfahren.

Wenn dies wie eine radikale Anschauung wirkt, dann lassen Sie uns noch einen Schritt weiter gehen:

Was würden Sie verlieren, wenn Sie allgemein ganz damit aufhören würden, Zeitung zu lesen und fernzusehen?

Würde Ihr Leben tatsäch­lich finan­zi­elle, mora­li­schen, intel­lek­tu­ellen lite­ra­ri­schen, spiri­tu­ellen oder akade­mi­schen Verlust erleiden durch solch eine Entscheidung?

Müssen Sie wirklich ihre Familie fort­wäh­rend die unge­bil­deten, amora­li­schen, falschen, unkul­ti­vierten und hoff­nungslos hirnlosen Werte aufnehmen lassen, der man im durch­schnitt­li­chen Nacht­pro­gramm ausge­setzt ist? Sind diese falschen, program­mierten Roboter „normal”?

Müssen Sie sich Ihre Lebens­werte ständig mit dem Löffel zufüttern lassen?

Sind diese Shows wirklich amüsant oder nur eine notwen­dige Ablenkung von der Realität, oder wollen Sie versuchen, selber ein paar Dinge heraus­zu­finden durch ein wenig unab­hän­giges Lesen?

Nennen Sie ein Beispiel, wie ihr Leben sich verbes­sert hat durch das Sehen von Fern­seh­nach­richten oder dem Lesen des Abend­blattes? Welchen meßbaren Gewinn hat es Ihnen gebracht?

Planet der Affen?

Keine Frage, daß wir als Nation von Jahr zu Jahr dümmer werden. Schauen Sie auf die Präsi­denten, die wir zuletzt gewählt hatten. Sind Ihnen auch die hervor­ste­chenden Gram­ma­tik­fehler aufge­fallen, die so alltäg­lich in heutigen Werbe­sen­dungen und Werbe­pla­katen sind. Lesen und Schreiben ist in den meisten ameri­ka­ni­schen High Schools Neben­sache. Drei Viertel der Abschluß­stu­denten der kali­for­ni­schen High Schools können nicht genug lesen, um ihre Abschlu­ß­ex­amen zu bestehen. (SJ Mercury 20.Juli 2001) Wenn Sie denken, daß andere Teile des Landes heller sind, machen Sie mal folgenden Versuch: Reichen Sie einem belie­bigen Abschluß­stu­den­tenein Buch von Dumas oder Jane austen und bitten Sie ihn, von einer zufällig aufge­schla­genen Seite nur einen Absatz laut vorzu­lesen. Los, versuchen Sie es. Die Skalen der SAT (Scho­lastic Aptitude, Schul­be­ga­bung?) werden will­kür­lich weiter herab­ge­setzt , um zu vertu­schen, wie dumm die Kinder von Jahr zu Jahr werden (ADD: A Designer Disease) Mindes­tens 10% der Kinder haben attes­tierte „Lernun­fä­hig­keit”, welche mit Sonder­be­hand­lung und beson­deren Medi­ka­menten wieder aufgebaut wird. Haben Sie noch von einem gehört, der sitzen geblieben ist?

Oder beob­achten sie den intel­lek­tu­ellen Level des Durch­schnitt­films im Kino, welcher dieser Tage nur ein bis zwei Wochen im Kino zu sehen ist, vor allem wenn er nicht ausrei­chend Explo­sionen, Verfol­gungs­jagden, Silikon, angeb­li­chen Kampf­sport und schwach­sin­nige Dialoge haben. Radio? Bedenken Sie die geringe geistige Quali­fi­ka­tion der geküns­telt bewegten üblichen Affen, die als DJ´s einge­stellt werden — es wirkt, als ob man ihnen nur 50 verschie­dene Gedanken erlaubt habe, die sie einfach zufällig wieder­holen. Und zu welchem Zeitpunkt lies die Popmusik von der Anfor­de­rung des Studiums eines Musik­in­stru­ments oder der ‑theorie an sich ab, von Lyrik ganz zu schweigen? Viel­leicht verstehen wir bloß diese aufkom­mende Form von Kunst nicht, oder? Der Darwi­nismus von MTV — der Affe stammt vom Mensch ab.

Ist Ihnen je aufge­fallen, daß alle Hoch­glanz­ma­ga­zine wirken, als ob sie vom selben Typen geschrieben seien? Und als ob dieser Schreiber gerade die Grund­schule hinter sich gebracht habe? Und doch hat er all die korrekten Meinungen über Soziale Ange­le­gen­heiten, keine origi­nellen Ideen, dafür jene flache, selbst­ge­fäl­lige, homo­ge­ni­sierte und gemein­same Allwis­sen­heit, uns zu versi­chern, daß alles in Ordnung ist. Ja, alles ist in Ordnung.

Dies ist eine tolle Nachricht für die PR-Industrie — es macht ihre Arbeit viel einfacher. Nicht nur richten sehr wenige ihre Aufmerk­sam­keit auf den Vorgang der Kondi­tio­nie­rung; noch weniger können es überhaupt verstehen, wenn man es ihnen erklären würde.

Teepause in der Cafeteria

Ange­nommen, Sie seien in einer über­füllten Cafeteria und kaufen eine Tasse Tee. Und als sie sich hinsetzen wollen, sehen sie am anderen Ende des Raumes Ihren Freund. Also stellen Sie Ihre Tasse ab, laufen durch den Raum und plaudern ein paar Minuten mit Ihrem Freund. Um nun auf Ihren Tee zurück­zu­kommen, werden Sie zurück­gehen und ihn trinken? Sie erinnern sich, ein über­füllter Ort, und Sie haben Ihren Tee einige Minuten unbe­auf­sich­tigt gelassen. Jeder in diesem Raum hatte Zugang zu Ihrem Tee.

Warum sollte das mit Ihrem Verstand anders sein? Akti­vi­täten wie das Einschalten des Fern­se­hers oder die täglich unkri­tisch adsor­bierten Massen­pu­bli­ka­tionen, diese Akti­vi­täten erlauben den Zugang zu Ihrem Verstand praktisch jedem — jedem mit einem Ziel, mit den Mitteln, über populäre Medien eine öffent­liche Meinung zu bilden. Wie oben gesehen, etwas gelesen oder im Fernsehen gesehen zu haben, bedeutet nicht, daß es wahr ist oder überhaupt wert zu wissen. Die Moral von der Geschicht’, wie die Tasse Tee ist auch ihr Verstand wert, bewacht zu werden, wert, nicht jeden heranzulassen.

Dies ist das einzige Leben, das wir haben. Zeit ist unser größtes Kapital. Warum sollten wir es verschwenden, indem wir erlauben, unser Potential, unsere Persön­lich­keit, unsere Werte nach den Launen der Massen­aus­beuter formen, bear­beiten und einschränken zu lassen? Es gibt viele wahrlich wichtige Entschei­dungen, die für unser physi­sches, mentales und spiri­tu­elles Wohlsein entschei­dend sind, Entschei­dungen, welche Infor­ma­tion und Forschung erfordern. Wenn Geld im Spiel ist, sind objektive Daten nicht einfach zu erhalten. Merken Sie sich, wenn jeder eine Sache weiß, dann ist das Image gekauft und bezahlt worden.

Wirk­li­ches Wissen ist ein wenig aufwendig, ein wenig Ausgra­bungs­ar­beit ist nötig, bis auf mindes­tens ein Stockwerk unter das, was „jeder weiß”.

Referenzen

Stauber & RamptonTrust Us, We’re ExpertsTarcher/Putnam 2001
Ewen, StuartPr!: A Social History of Spin1996
ISBN: 0–465-06168–0
Veröf­fent­lich bei Basic Books, Abteilung von Harper Collins
Tye, LarryThe Father of Spin: L. Bernays and the Birth of Public RelationsEdward Crown Publis­hers, Inc. 2001
King, RMedical journals rarely disclose rese­ar­chers’ tiesWall St. Journal, 2 Feb 99.
Engler, R et al.Misre­pre­sen­ta­tion and Respon­si­bi­lity in Medical ResearchNew England Journal of Medicine Volume 317 S.138326 November 1987
Dr. phil. Black, DHealth At the CrossroadsTapestry 1988
TrevanianShibumi1983
Crossen, CTainted Truth: The Mani­pu­la­tion of Fact in America1996
Robbins, JReclai­ming Our HealthKramer 1996
Bernays, EPropa­gandaLiveright, New York 1928
Jefferson, TWritings Biblio­thek von Amerika, New York, S.4931984
O’Shea TThe Magic Bean2000
www.thedoctorwithin.com
Alter­na­tive Medicine Magazin Mai 2001

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