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Krieg

Amerika im Krieg in Mazedonien

Von Michel Chos­su­dovskyTFF Partner

Professor der Wirt­schaft, Univer­sität Ottawa

Siehe Karte bei www.bsrec.bg/taskforce/SYNERGY/oilprojects2.html.

Washing­tons heim­li­cher Krieg in Maze­do­nien gibt vor, Amerikas Wirkungs­kreis im südöst­li­chen Europa zu konso­li­dieren. Auf dem Spiel steht der stra­te­gi­sche Bulgarien-Maze­do­nien-Albanien-Trans­port‑, Kommu­ni­ka­tions- und Ölpipeline-„Korridor”, welcher das Schwarze Meer mit der Adria­ti­schen Küste verbindet. Maze­do­nien steht an den stra­te­gi­schen Kreuz­wegen des Ölpipeline-Korridors.

Um diese Pipeline-Wege zu schützen, ist es Washing­tons Ziel, ein „Flickwerk von Protek­to­raten” entlang der stra­te­gi­schen Korridore im Balkan zu einzu­richten.  Die Verspre­chung  eines „Groß-Albaniens”, welche von Washington verwendet wird, um alba­ni­schen Natio­na­lismus anzu­fa­chen, ist Teil des Tricks der Mili­tär­nach­rich­ten­dienste.  Reichlich doku­men­tiert besteht der letztere in der Finan­zie­rung und Ausrüs­tung der Kosovo-Befrei­ungs­armee (KLA) und ihrer Vertre­tung, der Natio­nalen Befrei­ung­armee (NLA), um die Terro­risten-Angriffe in Maze­do­nien zu führen.

Die Entwick­lung von Amerikas Einfluß­sphäre im südöst­li­chen Europa — in Kompli­zen­schaft mit Groß­bri­tan­nien — bedient die Inter­essen von Ölriesen einschließ­lich BP-Amoco-ARCO, Chevron und Texaco. Das Sichern der Kontrolle und der „Schutz” der Pipeline-Wege ist von höchster Bedeutung für den Erfolg folgender Multi-Milliarden-Dollar-Wagnisse:

Ein erfolg­rei­ches inter­na­tio­nales Ölregime, eine Verbin­dung von ökono­mi­schen, poli­ti­schen und mili­tä­ri­schen Arran­ge­ments, um die Gewinnung und den Transport von Erdöl zu den Märkten zu unter­stützen.1

Die anglo-ameri­ka­ni­sche Verei­ni­gung, welche das AMBO Trans-Balkan- Pipelines-Projekt kontrol­liert, welches die Verbin­dung des bulga­ri­schen Hafens von Burgas mit Vlore auf der alba­ni­schen Adria­ti­schen Küsten­linie in hohem Maße kontrol­liert, schließt die Teilnahme von Europas konkur­rie­rendem Ölriesen Total-Fina-Elf aus.2 Mit anderen Worten ist der Zweck der stra­te­gi­schen Kontrolle der USA über den Pipeline-Korridor, die Rolle der Euro­päi­schen Union zu schwächen und die konkur­rie­renden euro­päi­schen Geschäfts­in­ter­essen auf Armes­länge zu halten.

Wer steht hinter der Trans-Balkan-Pipeline?

Die in den Verei­nigten Staaten ansässige AMBO Pipelines-Verei­ni­gung ist direkt mit dem Sitz der poli­ti­schen und mili­tä­ri­schen Kraft in den Verei­nigten Staaten und dem Unter­nehmen Halli­burton Energy des Vize­prä­si­denten Dick Cheney verbunden.3

Die Taug­lich­keits­studie für die Trans-Balkan-Ölpipe­line von AMBO, durch­ge­führt von der inter­na­tio­nalen Maschi­nen­bau­firma Brown&Root Ltd. [Britische Toch­ter­ge­sell­schaft von Halli­burton] hat fest­ge­stellt, daß dieses Pipeline …ein Teil der kriti­schen Ost-West-Korridor-Infra­struktur der Gebiets werden wird, die Straßen, Eisenbahn, Gas und Glasfaser-Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­Ver­bin­dungen einschließt.4

Und mit Voll­endung der Taug­lich­keits­studie durch Halli­burton wurde ein leitender Ange­stellter von Halli­burton zum CEO von AMBO ernannt. Halli­burton wurde auch ein Vertrag bewilligt, um US-Truppen im Balkan zu bedienen und „Bondsteel” in Kosovo zu bauen, welches jetzt „die größte gebaute ameri­ka­ni­sche Auslands­mi­li­tär­basis seit Vietnam” ist.5 Zufällig hat auch White And Case LLT, jenes Anwalts­büro aus New York, welches Präsident William J. Clinton auswählte, als er das Weiße Haus verlassen hat, seinen Einsatz im AMBO Pipelines-Geschäft.

Militarisation der Pipelines-Korridore

Das AMBO Trans-Balkan-Pipeline-Projekt würde eine Verbin­dung mit den Pipeline-Korri­doren zwischen dem Schwarzem Meer und dem Becken vom Kaspi­schen Meer aufbauen, das am Zentrum der größten uner­forschten Ölre­serven der Welt liegt (siehe Karte www.bsrec.bg/taskforce/SYNERGY/oilprojects2.html). Die Mili­ta­ri­sa­tion dieser verschie­denen Korridore ist ein inte­graler Teil des Washing­toner Plans.

Die US-Politik „des Schutzes von Pipeline-Wegen” aus dem Becken des Kaspi­schen Meeres (und durch den Balkan) wurde von Bill Richardson, Energie-Minister unter Clinton, nur wenige Monate vor der Bombar­die­rung Jugo­sla­wiens 1999 dargelegt:

Hier geht es um Amerikas Energie-Sicher­heit. Und um die Verhin­de­rung stra­te­gi­scher Überfälle durch dieje­nigen, die unsere Werte nicht teilen. Wir versuchen, diese seit neuem unab­hän­gigen Länder zum Westen zu bewegen, wir möchten sie auf westliche witschaft­liche und poli­ti­sche Inter­essen vertrauend sehen, anstatt daß sie einen anderen Weg einschlagen. Wir haben eine erheb­liche poli­ti­sche Inves­ti­tion im kaspi­schen Raum gemacht, und es ist für uns sehr wichtig, dass sowohl die Pipeline-Karte als auch die Politik sich recht entwi­ckeln.„6

Die anglo-ameri­ka­ni­schen Ölriesen einschließ­lich BP-Amoco-Arco, Texaco und Chevron — unter­stützt durch die Macht des US-Militärs — befinden sich in Konkur­renz mit Europas Ölriesen Total-Fina-Elf (eng verbunden mit Italiens ENI) der ein bedeu­tender Spieler in den reich­hal­tigen kasach­sta­ni­schen nordost-kaspi­schen Kashagan-Ölfeldern ist. Der Einsatz ist hoch: Vom Kashagan wird berichtet, daß es „so groß ist, daß es sogar die Größe der Öl-Reserven in der Nordsee über­trifft.„7 Der konkur­rie­renden Verei­ni­gung aus der Euro­päi­schen Union mangelt es jedoch hat an bedeu­tendem Einsatz und Einfluß in den Haupt­pipe­line-Wegen aus dem Becken des Kaspi­schen Meeres und zurück (durch das Schwarzes Meer und den Balkan) nach West-Europa. Die Schlüssel-Pipeline-Korridor-Projekte — einschließ­lich dem AMBO-Projekt und dem Bakus-Cehyan-Projekt durch die Türkei  zum Mittel­meer — sind in hohem Maße in den Händen ihrer anglo-ameri­ka­ni­schen Rivalen, die sich schwer auf US-mili­tä­ri­sche und poli­ti­sche Anwe­sen­heit sowohl im Kaspi­schen Becken als auch im Balkan verlassen.

Washing­tons Plan ist, voraus­sicht­lich alle drei AMBO-Länder, nämlich Bulgarien, Maze­do­nien und Albanien vom EU-/deut­schem Einfluß durch die Instal­la­tion von ausge­wach­senen US-Protek­to­raten zu distan­zieren. Mit anderen Worten sind Mili­ta­ri­sa­tion und geopo­li­ti­sche Kontrolle der Verei­nigten Staaten über die geplante Pipeline, die Burgas in Bulgarien zum Adria­ti­schen Hafen mit Vlore in Albanien verbindet, auf die Unter­gra­bung des EU-Einflusses ebenso wie der Schwä­chung der konkur­rie­renden Franco-Belgisch-Italie­ni­schen Ölin­ter­essen ausgerichtet.

Verhand­lungen bezüglich der AMBO Pipeline sind durch US-Regie­rungs-Beamten der Südbalkan-Entwick­lungs­in­itia­tive (SBDI) der Handels- und Entwick­lungs­agentur  (TDA) unter­stützt worden, „entworfen, um Albanien, Bulgarien und der FYR Maze­do­nien zu helfen, sich weiter zu entwi­ckeln und ihre Transport-Infra­struktur entlang dem Ostwest-Korridor, der sie verbindet, zu inte­grieren.„8

Der TDA weist auf den Bedarf dieser drei Länder hin, „regionale Synergie zu nutzen, um neues öffent­li­ches und privates Kapital [von US-Firmen] locker zu machen” wobei sie die Verant­wort­lich­keit der US-Regierung  unter­streicht, „diese Initia­tive durch­zu­führen.” Hinsicht­lich der AMBO Pipeline erscheint es so, als ob die Euro­päi­sche Union in hohem Maße von Planung und Verhand­lungen ausge­schlossen worden ist. „Verständ­nis­me­mo­randen” sind bereits mit den Regie­rungen Albaniens, Bulga­riens und Maze­do­niens unter­zeichnet worden, welche die nationale Souve­rä­nität der Länder sowohl über die Pipeline als auch über den Trans­port­kor­ri­dore beschneidet, indem sie „exklusive Rechte” an die anglo-ameri­ka­ni­sche Verei­ni­gung zugesteht:

[Das] Verständ­nis­me­mo­randen legt fest, dass AMBO als einziger Partei erlaubt sein wird, die geplante Burgas-Vlore Ölpipe­line zu bauen. Im Detail gibt es AMBO das exklusive Recht, mit Kapi­tal­an­le­gern und Gläu­bi­gern des Projektes zu verhan­deln. Es verpflichtet auch [die Regie­rungen Bulga­riens, Maze­do­niens und Albaniens], gewisse vertrau­liche Infor­ma­tion über das Pipelines-Projekt nicht bekannt­zu­geben.9

Ost-West-Korridor 8”

Das AMBO Pipelines-Projekt ist mit einem anderen stra­te­gi­schen Projekt, bezeichnet als „Korridor 8” verbunden, erstmals durch die Regierung Clinton im Kontext des „Balkan-Stabi­li­täts-Paktes” vorge­schlagen. Von stra­te­gi­scher Bedeutung sowohl für die Verei­nigten Staaten als auch die Euro­päi­sche Union, umfaßt „Korridor 8” Auto­bahnen, Eisenbahn, Elek­tri­zität und Fern­mel­de­in­fra­struktur. Im Ausgleich wird die exis­tie­rende Infra­struktur in diesen Sektoren zur Dere­gu­lie­rung und Priva­ti­sa­tion (zu Nullpunkt-Preisen) unter IWF-Welt­bank­auf­sicht zerlegt.

Obgleich abge­stem­pelt durch EG-Trans­port­mi­nister als Teil des Prozesses der euro­päi­schen ökono­mi­schen Inte­gra­tion, wurden die „Korridor 8”-Tauglichkeitsstudien durch US-Firmen durch­ge­führt, finan­ziert direkt durch den TDA. Mit anderen Worten scheint Washington die Bühne für die Übernahme der Transport- und Nach­rich­ten­in­fra­struktur der Länder bereitet zu haben. Ameri­ka­ni­sche Korpo­ra­tionen, einschließ­lich Bechtel, Enron und General Elektric (mit Finanz­un­ter­stüt­zung von der US-Regierung), konkur­rieren mit Firmen von der Euro­päi­schen Union.

Washing­tons Plan soll den gesamten Korridor für US-Multi­na­tio­nale in einem Gebiet im „ökono­mi­sche Hinterhof” der EU erschließen, wo die Rolle der Deutschen Mark wichtiger zu sein scheint als die des US-Dollars.

EU-Erweiterung”

Anfang 2000 begann die Euro­päi­sche Kommis­sion Verhand­lungen über einen EU-Part­ner­mit­glied­schafts-Status mit Maze­do­nien, Bulgarien und Albanien. Und im April 2001, zum Höhepunkt der terro­ris­ti­schen Angriffe, wurde Maze­do­nien das erste Land im Balkan, daß einen soge­nannten „Stabi­li­täts- und Asso­zia­tions-Vertrag” (SAA) unter­zeich­nete, was ein bedeu­tender Schritt in Richtung einer voll­wer­tigen EU-Mitglieds­schaft ist. Der Vertrag liefert die Grundlage für „Handels­li­be­ra­li­sie­rung, poli­ti­sche Zusam­men­ar­beit, volks­wirt­schaft­liche und insti­tu­tio­nelle Reform sowie Einbin­dung der euro­päi­schen EG-Gesetz­ge­bung.” Unter dem SAA würde Maze­do­nien (De facto) ins Euro­päi­sche Währungs­system, mit vollem Zugang zum EG-Markt inte­griert.10

Die Terro­ris­ten­an­griffe trafen chro­no­lo­gisch mit dem Prozeß der „EU-Erwei­te­rung” zusammen, gewannen nur wenige Wochen vor der Unter­zeich­nung des histo­ri­schen „Asso­zia­tions-Vertrags” mit Maze­do­nien an Schwung. Reichlich doku­men­tiert haben die mili­tä­ri­sche Berater der Verei­nigten Staaten arbeiten mit den Terro­risten.  War das reiner Zufall?

Außerdem wurde Robert Frowick, ein „ehema­liger US-Diplomat”, Mitte März ernannt, die OSCE-Mission in Maze­do­nien zu leiten, wiederum nur wenige Wochen vor dem Unter­zeichnen des „Asso­zia­tions-Vertrags”. In naher Beziehung mit Washington und der US-Botschaft in Skopje begann Frowick einen „Dialog” mit NLA-Rebel­len­führer Ali Ahmeti. Er war auch behilf­lich bei der Vermitt­lung einer Vertrag zwischen Ahmeti und den Führern der alba­ni­schen Parteien, welche einen Teil der Regie­rungs­ko­ali­tion bilden.

Dieser durch Frowick verhan­delte Vertrag hat in hohem Maße zu desta­bi­li­sie­renden poli­ti­schen Hand­lungen beigetragen, außerdem gleich­zeitig den Prozeß der EU-Erwei­te­rung gefährdet.11 Mehr noch, der sich verschlech­ternde Sicher­heits-Zustand in Maze­do­nien hat einen Vorwand für erwei­terte mili­tä­ri­sche und „huma­ni­täre”, poli­ti­sche Einmi­schung der USA geliefert, zugleich die ökono­mi­schen und poli­ti­schen Bande von Skopje mit Deutsch­land und der Euro­päi­schen Union geschwächt. Eine der „verbind­li­chen Bedin­gungen” des ” Asso­zia­tions-Vertrages” ist in dieser Hinsicht, dass Maze­do­nien „EG-Standards der Demo­kratie” entspricht.12 Selbst­ver­ständ­lich kann ohne eine „funk­tio­nie­rende Regierung” in Maze­do­nien der EG-Asso­zia­tions-Prozeß in Brüssel nicht fortschreiten.

Die in Tirana, Skopje und Sofia instal­lierten Mario­net­ten­re­gie­rungen, die in hohem Maße auf US-Diktat reagieren, werden zur Zeit in Bezug auf die Euro­päi­sche Union beein­flußt. Washing­tons Absicht ist schließ­lich, Deutsch­lands „Lebens­raum” im südöst­li­chen Europa einzu­schränken. Der „EU-Erwei­te­rung” Lippen­dienst leistend haben die Verei­nigten Staaten stets die „NATO-Erwei­te­rung” als Mittel zur Verfol­gung ihrer stra­te­gi­schen Inter­essen an Osteuropa und dem Balkan bevorzugt, während Deutsch­land und Frank­reich dagegen standen.

Während der Ton der inter­na­tio­nalen Diplo­matie manier­lich und höflich bleibt, wurde die ameri­ka­ni­sche Außen­po­litik unter der Verwal­tung von Bush deutlich „anti­eu­ro­pä­isch”. Einem Beob­achter zufolge:

” Im Zentrum der Mann­schaft von Bush wird Colin Powell der Freund der Europäer [betrachtet], während die anderen Minister und Berater als arrogant, hart und unpäßlich betrachtet werden, die Europäer anzuhören oder einen einen Platz frei­zu­halten.„13

Deutschland und Amerika

Reichlich doku­men­tiert steht die CIA hinter der KLA und den NLA-Rebellen, welche die Terro­risten-Angriffe gegen die maze­do­ni­schen Frie­dens­truppen führen. Während das deutsche Gegen­stück zum CIA, der Bundes­nach­rich­ten­dienst (BND) mit der CIA beim Beauf­sich­tigen und der Finan­zie­rung der KLA vor den Kriegs­ent­wick­lungen 1999 koope­rierte, lassen die jüngsten Entwick­lungen es so scheinen, als ob der BND an Washing­tons mili­tär­ge­heim­dienst­li­chen Trick in Maze­do­nien nicht beteiligt wird.14

Nur wenige Wochen vor dem Unter­zeichnen des „Asso­zia­tions-Vertrags” mit der Euro­päi­schen Union waren deutsche Truppen in Maze­do­nien im Tetovo-Gebiet aufge­stellt, wo sie (Mitte März 2001) „zufällig” zum Ziel der NLA wurden. Währ1endend die West­li­chen Medien — im Chor die offi­zi­ellen Erklä­rungen wieder­ge­bend — berich­teten dass deutsche Truppen „gefangen im Kreuz­feuer” lagen, vermit­teln die Berichte von Tetovo, dass der Beschuß der NLA, „beab­sich­tigt war.” Auf jeden Fall wäre der Vorfall nicht vorge­kommen, hätte der deutsche BND mit der Rebellen-Armee zusammengearbeitet:

Bis zu 600 deutschen Soldaten waren gezwungen, Tetovo über Nacht zu verlassen, nachdem ihre Kasernen … in Kreuz­feuer gefangen waren … [Sie waren] zu leicht bewaffnet, um sich gegen die Albaner zu vertei­digen. Die Deutschen werden die abrei­senden Truppen durch eine Leopard-Panzer-Schwadron ersetzen [die zur Panzer-Artil­lerie-Batterie-Einheit gehört, die in Nordrein-Westfalen statio­niert ist] Die neue [deutsche] Feuer­kraft kann genutzt werden, um jetzt bestehende alba­ni­sche Posi­tionen um Tetovo zu zerschlagen.„15

In einer bitteren Ironie waren zwei der Komman­danten, die verant­wort­lich für die Terro­risten-Angriffe im Tetovo Gebiet sind, durch britische Special Forces ausge­bildet worden:

Beschä­mend für KFOR wurde bekannt, dass zwei der Kosovo-basie­renden Komman­danten, die den alba­ni­schen Stoß [ins Tetovo-Gebiet] führen, durch ehemalige briti­schen SAS- und Fall­schirm-Regiment-Offiziere in den Tagen erzogen wurden, als NATO mit der Grün­schnabel-Befrei­ung­armee von Kosovo (KLA) besser stand. Ein ehema­liges Mitglied einer Euro­päi­schen Special Forces-Einheit, die die KLA während des Konflikts im Kosovo beglei­tete, sagte, dass ein Komman­dant mit dem Pseudonym Bilal den Waffen- und Männer-Fluß in Maze­do­nien orga­ni­sierte, und dass der KLA Vete­r­an­kom­man­dant Adem Bajrami half, den Angriff auf Tetovo zu koor­di­nieren. Beide wurden von briti­schen Soldaten in den heim­li­chen Trai­nings­la­gern gelehrt, die oberhalb von Bajram Curri im nörd­li­chen Albanien 1998 und 1999 betrieben wurden.„16

Diese gleichen durch Briten ausge­bil­deten Rebellen-Komman­danten sehen Deutsch­land als den „Feind” an, weil die in Maze­do­nien und Kosovo aufstellten Bundes­wehr-Truppen — anstatt wie ihre briti­schen und ameri­ka­ni­schen KFOR-Gegen­stücke „Schutz” für die NLA-„Freiheitskämpfer” zu bieten — häufig „verdäch­tigte Terro­risten” an der Grenze aufhalten:

Ein Sprecher der natio­nalen Befrei­ung­armee der Albaner (NLA) in Pristina warnte die Bundes­wehr, ihre Betei­li­gung würde »eine Kriegs­er­klä­rung durch die Bundes­re­pu­blik Deutsch­land darstellen«”.17

Als Antwort auf NLA-Drohungen sendete die Bundes­wehr ihre eigenen Sonder­ein­heiten, die Fall­schirm­jäger aus, um mit der Panzer-Artil­lerie-Batterie-Schwadron zusam­men­zu­ar­beiten.18 Der deutsche Vertei­di­gungs-Minister, Rudolf Scharping bestä­tigte, dass „er bereit ist, mehr Panzer und Truppen zu schicken, um die Bundes­wehr-Kräfte zu stärken”.19 Und doch hat sich Berlin in den jüngsten Entwick­lungen dafür entschieden, die meisten seiner Truppen vom Tetovo-Gebiet zurück­zu­ziehen, um keines­wegs den Trick der US-Geheim­dienste der Unter­stüt­zung der NLA-Rebellen zu gefährden. Einige dieser deutschen Truppen werden jetzt auf der Kosovo-Seite der Grenze aufgestellt.

Während der NLA eine Ladung der neuesten fort­ge­schrit­tenen Waffen „made in Amerika” erhielt, hat Deutsch­land (Mitte Juni) den maze­do­ni­schen Frie­dens­truppen alle Gelände-Fahrzeuge wie auch Waffen „für hoch­ent­wi­ckelte Infra­rot­nach­for­schung im Schlacht­feld geschenkt.” Nach einem Bericht aus Maze­do­nien war der kleine Anteil deutscher Truppen, welcher noch im Tetovo-Gebiet bleibt, „unter schwerem Angriff der Terro­risten, die sie mit Mörsern von den Bergen über Tetovo angriffen. Das ist vermut­lich die Antwort auf die gestrige Schenkung [am 14. Juni 2001] an unsere Armee durch die deutsche Regierung.„20

Während Spal­tungen zwischen „NATO-Verbün­deten” nie publik gemacht werden, hat Deutsch­lands Außen­mi­nister Joschka Fischer — in einer deut­li­chen Erklärung an den Bundestag gerichtet gegen „die alba­ni­schen Extre­misten in Maze­do­nien” — „eine lang­fris­tige Regelung” verlangt, „darauf ausge­richtet, das ganze Gebiet näher an Europa heran­zu­holen.” (D. h. frei von US-Eingriffen). Die deutsche Position ist in deut­li­chem Kontrast zur jener der Verei­nigten Staaten, die verlangt, dass die Skopje Regierung den Terro­risten Amnestie bewilligt, die Zusam­men­set­zung der Landes modi­fi­ziert und die NLA-Rebellen an der Zivil­po­litik beteiligt:

Der Pakt verlange wie berichtet, daß die Rebellen ihren Kampf einstellen und im Gegenzug Amnestie-Garantien erhalten. Die Rebellen würden auch das Recht haben, bei zukünf­tigen poli­ti­schen Entschei­dungen bezüglich ethni­scher alba­ni­scher Rechte ein Veto einzu­legen. Die Vertrag wurde wie berichtet von Robert Frowick, einem ehema­ligen US-ameri­ka­ni­schen Gesandten vermit­telt, der zur Zeit als Reprä­sen­tant der Orga­ni­sa­tion für Sicher­heit und Zusam­men­ar­beit in Europa arbeite.„21

Die anglo-amerikanische Achse

Der Konflikt zwischen Deutsch­land und Amerika im Balkan ist Teil eines viel breiteren Prozesses, der das Herz des west­li­chen Mili­tär­in­dus­trie­kom­plexes und der Vertei­di­gungs-Einrich­tungen betrifft.

Seit Anfang der 1990er Jahre haben die Verei­nigten Staaten und Deutsch­land gemein­schaft­lich als NATO-Partner im Balkan gespielt, ihre jewei­ligen Militär‑, Geheim­dienst- und Außen­po­litik-Initia­tiven koor­di­nie­rend. In ihren öffent­li­chen Erklä­rungen den Schein der poli­ti­schen Einheit aufrecht­erhal­tend, entwi­ckelten sich ernste Unei­nig­keiten im Gefolge der Über­ein­künfte von Dayton (1995), als deutsche Banken sich vortaten, die Deutsche Mark aufzu­zwingen und das Währungs­system von Jugo­sla­wiens Nach­folger-Staaten zu übernehmen.

Außerdem haben die Verei­nigten Staaten im Gefolge des Krieges 1999 in Jugo­sla­wien ihre stra­te­gi­schen, mili­tä­ri­schen und geheim­dienst­li­chen Bande mit Groß­bri­tan­nien verstärkt, während Groß­bri­tan­nien viele seiner Bande (besonders im Gebiet der Vertei­di­gung und Raum­fahrt­pro­duk­tion) mit Deutsch­land und Frank­reich getrennt hat.

Anfang 2000 haben der US-ameri­ka­ni­sche Vertei­di­gungs-Minister William Cohen und sein briti­sches Gegen­stück, Geoff Hoon, eine „Grund­satz­er­klä­rung für Vertei­di­gungs-Ausrüs­tung und Indus­trie­ko­ope­ra­tion” unter­zeichnet.22 Washington´s Ziel­set­zung war die Bildung einer „trans­at­lan­ti­schen Brücke zu ermutigen, durch die das DoD [US-Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rium] seine Globa­li­sie­rungs-Politik nach Europa tragen kann.„23

Die US-Vertei­di­gungs-Industrie — welche jetzt British Aerospace Systems (BaeS) einschließt — kracht mit der Franco-deutschen Vertei­di­gungs-Verei­ni­gung EADS — einem Konglo­merat aus Frank­reichs Aerospa­tiale Matra, Deutsche Aerospace, welche Teil der starken Daimler-Gruppe ist, und Spaniens CASA, zusammen. Mit anderen Worten ist ein großer Spalt im west­li­chen Militär-Indus­trie­kom­plex mit den Verei­nigten Staaten und Groß­bri­tan­nien auf einer Seite und Deutsch­land und Frank­reich auf der anderen aufgetreten.

Öl, Waffen und die westliche mili­tä­ri­sche Allianz sind eng verknüpfte Prozesse. Washing­tons Plan soll schließ­lich die Herr­schaft des US-Mili­tär­in­dus­trie­kom­plexes in Verbin­dung mit den anglo-ameri­ka­ni­schen Ölriesen und Großbritannien´s Haupt­ver­tei­di­gungs-Ünter­neh­mern sichern. Diese Entwick­lungen haben zwei­fellos auch einen Angel­punkt bei der Kontrolle über stra­te­gi­sche Pipelines, Transport- und Kommu­ni­ka­ti­ons­wege im Balkan, Osteuropa und der ehema­ligen Sovjetunion.

Außerdem paßt zu dieser anglo-ameri­ka­ni­schen Achse auch eine zuneh­mende Zusam­men­ar­beit zwischen der CIA und Großbritannien´s MI5 in der Sphäre der Nach­rich­ten­dienste und verdeckten Opera­tionen, wie bezeugt durch die Rolle, die britische SAS Sonder­ein­heiten in der KLA-Rebellen-Ausbil­dung gespielt haben.

Krieg, „Dollarisierung” und die Neue Weltordnung

Schutz” der Pipelines, heimliche Tätig­keiten und die Wieder­ver­wen­dung des Rausch­gift-Geldes in Unter­stüt­zung bewaff­neter Rebel­lionen, Mili­ta­ri­sa­tion stra­te­gi­scher Korridore, Vertei­di­gungs-Beschaf­fung für „Part­ner­schaft für Frieden”-Länder (PFP) sind allesamt inte­graler Bestand­teil der anglo-ameri­ka­ni­schen Achse und ihrem Streben, die Öl‑, Gas- und Trans­port­wege aus dem Becken des Kaspi­schen Meeres und dem Schwarzen Meer durch den Balkan zu kontrollieren.

Allge­meiner ausge­drückt ist das, was in dem weiteren Umfeld geschieht, welches Osteuropa und den Balkan mit den ehema­ligen Sowjet­re­pu­bliken verbindet, ein hartes Gerangel um die Kontrolle über nationale Volks­wirt­schaften durch konkur­rie­rende Unter­neh­mens­kon­glo­me­rate. Und hinter dem Vorgang steckt das Vorhaben des finan­zi­ellen Estab­lish­ments der Wall Street — gemeinsam mit den Vertei­di­gungs- und Ölriesen — die Deutsche Mark (und den EURO) zu desta­bi­li­sieren und diskre­di­tieren, mit der Absicht, den US-Dollar als einzige Währung in dieser Region durchzusetzen.

Die Kontrolle über die „Geld­schöp­fung” — die Herr­schaft der US-Federal Reserve über die ganze Welt — ist eine zentrale Eigen­schaft des US-ameri­ka­ni­schen Expan­sio­nismus. In dieser Hinsicht ist das Ziel des Mili­tär­ge­heim­dienst­li­chen Trick Washing­tons nicht nur, die „EU-Erwei­te­rung” zun unter­mi­nieren, sondern es ist auch Absicht, die Herr­schaft von Deutsch­lands wich­tigsten Finanz­in­sti­tu­tionen (z.B Deutsche Bank, Commerz­bank und West­deut­sche Landes­bank) im gesamten Balkan zu schwächen und zu verdrängen.

Mit anderen Worten wird die Neue Welt­ord­nung durch den Konflikt zwischen Europa und Amerika um „Kolo­ni­al­kon­trolle” über nationale Währungen markiert. Und dieser Konflikt zwischen „konkur­rie­renden kapi­ta­lis­ti­schen Blöcken” wird immer akuter werden, wenn ab 1. Januar 2002 mehrere hundert Million Menschen von Osteuropa über den Balkan bis nach Mittel­asien anfangen, den Euro als ihre „de facto” Natio­nal­wäh­rung zu nutzen.

Siehe Karte http://www.bsrec.bg/taskforce/SYNERGY/oilprojects2.html.

Anmerkungen

1 Robert V. Baryiski, Das Kaspische Ölregime: Mili­tä­ri­sche Dimen­sionen, Caspian Cross­roads Magazine, Jahrgang 1, Ausgabe 2, Frühling 1995.

2 Die Bezug­nahme auf die Euro­päi­sche Union in diesem Artikel(Ding) soll als „Euro­päi­sche Union minus Groß­bri­tan­nien” inter­pre­tiert werden.

3 Siehe Albanian Telegraf-Agency, Tirana am 28. Juli 1998, und Milsnews, Skopje, am 23. Januar 1997, zu sehen bei http://www.freerepublic.com/forum/a379fb721329c.htm.

4 Milsnews, s.o.

5 Siehe die scharf­sin­nige Analyse von Karen Talbot: „Das ehemalige Jugo­sla­wien: Der Name des Spiels ist Öl, Leute Weekly World, Mai 2001, siehe auch Marjorie Cohn, „Befrie­dung für eine Pipeline: Erklärung der US-Mili­tä­ri­schen Anwe­sen­heit im Balkan, The Jurist, Legal Education Network, Juni 2001, erklärend.

6 George Monbiot, Ein Diskretes Geschäft in der Pipeline, The Guardian am 15. Februar 2001.

7 Richard Gira­gosian, „Erneuter gewal­tiger Ölfund im Kashagan erneuert geopo­li­ti­sche Offensive im Kaspi­schen Raum”, The Analyst, Central Asia-Caucasus Institute, Johns Hopkins Univer­sity — Paul H. Nitze School of Advanced Inter­na­tional Studies, am 7. Juni 2000

8 Siehe Handel und Entwick­lung (TDA) nach Region bei http://www.tda.gov/region/sbdi.html.

9 Alexander Gas und ÖlVer­bin­dungen, Oktober 2000.

10 Unter soge­nannten „asym­me­tri­schen Geschäfts­be­vor­zu­gungen” mit der Euro­päi­schen Union.

11 Für weitere Details über die Rolle von Robert Frowick siehe Michel Chos­su­dovsky, „Maze­do­nien: Washing­tons mili­tär­ge­heim­dienst­li­cher Trick”, Juni 2001

12 Siehe AFP am 10. April 2001

13 Nach Pascal Boniface, dem Direktor des Pariser Instituts für Inter­na­tio­nale und Stra­te­gi­sche Bezie­hungen, UPI, am 11. April 2001.

14 Zu Details über die CIA-BND-Unter­stüt­zung der KLA siehe Michel Chos­su­dovsky, „Durch Orga­ni­sierte Krimi­na­lität finan­zierte Kosovo-Frei­heits­kämpfer”, Covert Action Quarterly, Herbst 1999, auch hier: http://www.heise.de/tp/english/inhalt/co/2743/1.html

15 Tom Walker, NATO-Truppen in einem Balkan-Ulster gefangen, Sunday Times, London am 18. März 2001,

16 Ebd.

17 Ebd.

18 Siehe „Deutsche Fall­schirm­jäger nach Tetovo”, Spiegel On-line am 24. März 2001; siehe auch „Bundes­wehr verlegt Soldaten ins Kosovo”, Spiegel On-line am 23. März 2001.

19 Deutsche Presse Agentur am 19. März 2001,

20 Dem Autor aus Skopje über­sandte Infor­ma­tion, Juni 2001.

21 Facts on File, World News Digest am 30. Mai 2001.

22 Reuters am 5. Februar 2000.

23 Der Vertrag wurde (nach einem in Muradian zitierten Pentagon­be­amten) kurz nach der Schaffung von British Aerospace Systems unter­zeichnet, die sich aus der Fusion von BAE mit GEC Marconi ergab. British Aerospace Systems (Bae) war bereits mit Amerika´s größten Vertei­di­gungs-Ünter­neh­mern Lockheed Martin und Boeing fest verbunden. Für weitere Details siehe Vago Muradian „Pentagon sieht Brücke nach Europa” Defense Daily, Jahrgang 204, Nr. 40, 1. Dezember 1999.

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Washington finan­ziert ethni­schen Krieg im Balkan”, April 2001, bei http://www.emperors-clothes.com/articles/choss/fin.htm oder http://www.canadiandimension.mb.ca/extra/x0404mc.htm

Wirt­schaft­s­ter­ro­rismus”, Mai 2001 bei http://emperors-clothes.com/articles/choss/eco1.htm oder http://alainet.org/active/show_news.phtml?news_id=1225.

© Copyright by Michel Chos­su­dovsky, Ottawa, June 2001. All rights reserved. Permis­sion is granted to post this text on non-commer­cial community internet sites, provided the essay remains intact and the copyright note is displayed. To publish this text in printed and/or other form, contact the author at chossudovsky@videotron.ca, fax: 1–514-4256224.

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