Siehe Karte bei www.bsrec.bg/taskforce/SYNERGY/oilprojects2.html.
Washingtons heimlicher Krieg in Mazedonien gibt vor, Amerikas Wirkungskreis im südöstlichen Europa zu konsolidieren. Auf dem Spiel steht der strategische Bulgarien-Mazedonien-Albanien-Transport‑, Kommunikations- und Ölpipeline-„Korridor”, welcher das Schwarze Meer mit der Adriatischen Küste verbindet. Mazedonien steht an den strategischen Kreuzwegen des Ölpipeline-Korridors.
Um diese Pipeline-Wege zu schützen, ist es Washingtons Ziel, ein „Flickwerk von Protektoraten” entlang der strategischen Korridore im Balkan zu einzurichten. Die Versprechung eines „Groß-Albaniens”, welche von Washington verwendet wird, um albanischen Nationalismus anzufachen, ist Teil des Tricks der Militärnachrichtendienste. Reichlich dokumentiert besteht der letztere in der Finanzierung und Ausrüstung der Kosovo-Befreiungsarmee (KLA) und ihrer Vertretung, der Nationalen Befreiungarmee (NLA), um die Terroristen-Angriffe in Mazedonien zu führen.
Die Entwicklung von Amerikas Einflußsphäre im südöstlichen Europa — in Komplizenschaft mit Großbritannien — bedient die Interessen von Ölriesen einschließlich BP-Amoco-ARCO, Chevron und Texaco. Das Sichern der Kontrolle und der „Schutz” der Pipeline-Wege ist von höchster Bedeutung für den Erfolg folgender Multi-Milliarden-Dollar-Wagnisse:
Ein erfolgreiches internationales Ölregime, eine Verbindung von ökonomischen, politischen und militärischen Arrangements, um die Gewinnung und den Transport von Erdöl zu den Märkten zu unterstützen.1
Die anglo-amerikanische Vereinigung, welche das AMBO Trans-Balkan- Pipelines-Projekt kontrolliert, welches die Verbindung des bulgarischen Hafens von Burgas mit Vlore auf der albanischen Adriatischen Küstenlinie in hohem Maße kontrolliert, schließt die Teilnahme von Europas konkurrierendem Ölriesen Total-Fina-Elf aus.2 Mit anderen Worten ist der Zweck der strategischen Kontrolle der USA über den Pipeline-Korridor, die Rolle der Europäischen Union zu schwächen und die konkurrierenden europäischen Geschäftsinteressen auf Armeslänge zu halten.
Wer steht hinter der Trans-Balkan-Pipeline?
Die in den Vereinigten Staaten ansässige AMBO Pipelines-Vereinigung ist direkt mit dem Sitz der politischen und militärischen Kraft in den Vereinigten Staaten und dem Unternehmen Halliburton Energy des Vizepräsidenten Dick Cheney verbunden.3
Die Tauglichkeitsstudie für die Trans-Balkan-Ölpipeline von AMBO, durchgeführt von der internationalen Maschinenbaufirma Brown&Root Ltd. [Britische Tochtergesellschaft von Halliburton] hat festgestellt, daß dieses Pipeline …ein Teil der kritischen Ost-West-Korridor-Infrastruktur der Gebiets werden wird, die Straßen, Eisenbahn, Gas und Glasfaser-TelekommunikationsVerbindungen einschließt.4
Und mit Vollendung der Tauglichkeitsstudie durch Halliburton wurde ein leitender Angestellter von Halliburton zum CEO von AMBO ernannt. Halliburton wurde auch ein Vertrag bewilligt, um US-Truppen im Balkan zu bedienen und „Bondsteel” in Kosovo zu bauen, welches jetzt „die größte gebaute amerikanische Auslandsmilitärbasis seit Vietnam” ist.5 Zufällig hat auch White And Case LLT, jenes Anwaltsbüro aus New York, welches Präsident William J. Clinton auswählte, als er das Weiße Haus verlassen hat, seinen Einsatz im AMBO Pipelines-Geschäft.
Militarisation der Pipelines-Korridore
Das AMBO Trans-Balkan-Pipeline-Projekt würde eine Verbindung mit den Pipeline-Korridoren zwischen dem Schwarzem Meer und dem Becken vom Kaspischen Meer aufbauen, das am Zentrum der größten unerforschten Ölreserven der Welt liegt (siehe Karte www.bsrec.bg/taskforce/SYNERGY/oilprojects2.html). Die Militarisation dieser verschiedenen Korridore ist ein integraler Teil des Washingtoner Plans.
Die US-Politik „des Schutzes von Pipeline-Wegen” aus dem Becken des Kaspischen Meeres (und durch den Balkan) wurde von Bill Richardson, Energie-Minister unter Clinton, nur wenige Monate vor der Bombardierung Jugoslawiens 1999 dargelegt:
„Hier geht es um Amerikas Energie-Sicherheit. Und um die Verhinderung strategischer Überfälle durch diejenigen, die unsere Werte nicht teilen. Wir versuchen, diese seit neuem unabhängigen Länder zum Westen zu bewegen, wir möchten sie auf westliche witschaftliche und politische Interessen vertrauend sehen, anstatt daß sie einen anderen Weg einschlagen. Wir haben eine erhebliche politische Investition im kaspischen Raum gemacht, und es ist für uns sehr wichtig, dass sowohl die Pipeline-Karte als auch die Politik sich recht entwickeln.„6
Die anglo-amerikanischen Ölriesen einschließlich BP-Amoco-Arco, Texaco und Chevron — unterstützt durch die Macht des US-Militärs — befinden sich in Konkurrenz mit Europas Ölriesen Total-Fina-Elf (eng verbunden mit Italiens ENI) der ein bedeutender Spieler in den reichhaltigen kasachstanischen nordost-kaspischen Kashagan-Ölfeldern ist. Der Einsatz ist hoch: Vom Kashagan wird berichtet, daß es „so groß ist, daß es sogar die Größe der Öl-Reserven in der Nordsee übertrifft.„7 Der konkurrierenden Vereinigung aus der Europäischen Union mangelt es jedoch hat an bedeutendem Einsatz und Einfluß in den Hauptpipeline-Wegen aus dem Becken des Kaspischen Meeres und zurück (durch das Schwarzes Meer und den Balkan) nach West-Europa. Die Schlüssel-Pipeline-Korridor-Projekte — einschließlich dem AMBO-Projekt und dem Bakus-Cehyan-Projekt durch die Türkei zum Mittelmeer — sind in hohem Maße in den Händen ihrer anglo-amerikanischen Rivalen, die sich schwer auf US-militärische und politische Anwesenheit sowohl im Kaspischen Becken als auch im Balkan verlassen.
Washingtons Plan ist, voraussichtlich alle drei AMBO-Länder, nämlich Bulgarien, Mazedonien und Albanien vom EU-/deutschem Einfluß durch die Installation von ausgewachsenen US-Protektoraten zu distanzieren. Mit anderen Worten sind Militarisation und geopolitische Kontrolle der Vereinigten Staaten über die geplante Pipeline, die Burgas in Bulgarien zum Adriatischen Hafen mit Vlore in Albanien verbindet, auf die Untergrabung des EU-Einflusses ebenso wie der Schwächung der konkurrierenden Franco-Belgisch-Italienischen Ölinteressen ausgerichtet.
Verhandlungen bezüglich der AMBO Pipeline sind durch US-Regierungs-Beamten der Südbalkan-Entwicklungsinitiative (SBDI) der Handels- und Entwicklungsagentur (TDA) unterstützt worden, „entworfen, um Albanien, Bulgarien und der FYR Mazedonien zu helfen, sich weiter zu entwickeln und ihre Transport-Infrastruktur entlang dem Ostwest-Korridor, der sie verbindet, zu integrieren.„8
Der TDA weist auf den Bedarf dieser drei Länder hin, „regionale Synergie zu nutzen, um neues öffentliches und privates Kapital [von US-Firmen] locker zu machen” wobei sie die Verantwortlichkeit der US-Regierung unterstreicht, „diese Initiative durchzuführen.” Hinsichtlich der AMBO Pipeline erscheint es so, als ob die Europäische Union in hohem Maße von Planung und Verhandlungen ausgeschlossen worden ist. „Verständnismemoranden” sind bereits mit den Regierungen Albaniens, Bulgariens und Mazedoniens unterzeichnet worden, welche die nationale Souveränität der Länder sowohl über die Pipeline als auch über den Transportkorridore beschneidet, indem sie „exklusive Rechte” an die anglo-amerikanische Vereinigung zugesteht:
„[Das] Verständnismemoranden legt fest, dass AMBO als einziger Partei erlaubt sein wird, die geplante Burgas-Vlore Ölpipeline zu bauen. Im Detail gibt es AMBO das exklusive Recht, mit Kapitalanlegern und Gläubigern des Projektes zu verhandeln. Es verpflichtet auch [die Regierungen Bulgariens, Mazedoniens und Albaniens], gewisse vertrauliche Information über das Pipelines-Projekt nicht bekanntzugeben.9
„Ost-West-Korridor 8”
Das AMBO Pipelines-Projekt ist mit einem anderen strategischen Projekt, bezeichnet als „Korridor 8” verbunden, erstmals durch die Regierung Clinton im Kontext des „Balkan-Stabilitäts-Paktes” vorgeschlagen. Von strategischer Bedeutung sowohl für die Vereinigten Staaten als auch die Europäische Union, umfaßt „Korridor 8” Autobahnen, Eisenbahn, Elektrizität und Fernmeldeinfrastruktur. Im Ausgleich wird die existierende Infrastruktur in diesen Sektoren zur Deregulierung und Privatisation (zu Nullpunkt-Preisen) unter IWF-Weltbankaufsicht zerlegt.
Obgleich abgestempelt durch EG-Transportminister als Teil des Prozesses der europäischen ökonomischen Integration, wurden die „Korridor 8”-Tauglichkeitsstudien durch US-Firmen durchgeführt, finanziert direkt durch den TDA. Mit anderen Worten scheint Washington die Bühne für die Übernahme der Transport- und Nachrichteninfrastruktur der Länder bereitet zu haben. Amerikanische Korporationen, einschließlich Bechtel, Enron und General Elektric (mit Finanzunterstützung von der US-Regierung), konkurrieren mit Firmen von der Europäischen Union.
Washingtons Plan soll den gesamten Korridor für US-Multinationale in einem Gebiet im „ökonomische Hinterhof” der EU erschließen, wo die Rolle der Deutschen Mark wichtiger zu sein scheint als die des US-Dollars.
„EU-Erweiterung”
Anfang 2000 begann die Europäische Kommission Verhandlungen über einen EU-Partnermitgliedschafts-Status mit Mazedonien, Bulgarien und Albanien. Und im April 2001, zum Höhepunkt der terroristischen Angriffe, wurde Mazedonien das erste Land im Balkan, daß einen sogenannten „Stabilitäts- und Assoziations-Vertrag” (SAA) unterzeichnete, was ein bedeutender Schritt in Richtung einer vollwertigen EU-Mitgliedsschaft ist. Der Vertrag liefert die Grundlage für „Handelsliberalisierung, politische Zusammenarbeit, volkswirtschaftliche und institutionelle Reform sowie Einbindung der europäischen EG-Gesetzgebung.” Unter dem SAA würde Mazedonien (De facto) ins Europäische Währungssystem, mit vollem Zugang zum EG-Markt integriert.10
Die Terroristenangriffe trafen chronologisch mit dem Prozeß der „EU-Erweiterung” zusammen, gewannen nur wenige Wochen vor der Unterzeichnung des historischen „Assoziations-Vertrags” mit Mazedonien an Schwung. Reichlich dokumentiert haben die militärische Berater der Vereinigten Staaten arbeiten mit den Terroristen. War das reiner Zufall?
Außerdem wurde Robert Frowick, ein „ehemaliger US-Diplomat”, Mitte März ernannt, die OSCE-Mission in Mazedonien zu leiten, wiederum nur wenige Wochen vor dem Unterzeichnen des „Assoziations-Vertrags”. In naher Beziehung mit Washington und der US-Botschaft in Skopje begann Frowick einen „Dialog” mit NLA-Rebellenführer Ali Ahmeti. Er war auch behilflich bei der Vermittlung einer Vertrag zwischen Ahmeti und den Führern der albanischen Parteien, welche einen Teil der Regierungskoalition bilden.
Dieser durch Frowick verhandelte Vertrag hat in hohem Maße zu destabilisierenden politischen Handlungen beigetragen, außerdem gleichzeitig den Prozeß der EU-Erweiterung gefährdet.11 Mehr noch, der sich verschlechternde Sicherheits-Zustand in Mazedonien hat einen Vorwand für erweiterte militärische und „humanitäre”, politische Einmischung der USA geliefert, zugleich die ökonomischen und politischen Bande von Skopje mit Deutschland und der Europäischen Union geschwächt. Eine der „verbindlichen Bedingungen” des ” Assoziations-Vertrages” ist in dieser Hinsicht, dass Mazedonien „EG-Standards der Demokratie” entspricht.12 Selbstverständlich kann ohne eine „funktionierende Regierung” in Mazedonien der EG-Assoziations-Prozeß in Brüssel nicht fortschreiten.
Die in Tirana, Skopje und Sofia installierten Marionettenregierungen, die in hohem Maße auf US-Diktat reagieren, werden zur Zeit in Bezug auf die Europäische Union beeinflußt. Washingtons Absicht ist schließlich, Deutschlands „Lebensraum” im südöstlichen Europa einzuschränken. Der „EU-Erweiterung” Lippendienst leistend haben die Vereinigten Staaten stets die „NATO-Erweiterung” als Mittel zur Verfolgung ihrer strategischen Interessen an Osteuropa und dem Balkan bevorzugt, während Deutschland und Frankreich dagegen standen.
Während der Ton der internationalen Diplomatie manierlich und höflich bleibt, wurde die amerikanische Außenpolitik unter der Verwaltung von Bush deutlich „antieuropäisch”. Einem Beobachter zufolge:
” Im Zentrum der Mannschaft von Bush wird Colin Powell der Freund der Europäer [betrachtet], während die anderen Minister und Berater als arrogant, hart und unpäßlich betrachtet werden, die Europäer anzuhören oder einen einen Platz freizuhalten.„13
Deutschland und Amerika
Reichlich dokumentiert steht die CIA hinter der KLA und den NLA-Rebellen, welche die Terroristen-Angriffe gegen die mazedonischen Friedenstruppen führen. Während das deutsche Gegenstück zum CIA, der Bundesnachrichtendienst (BND) mit der CIA beim Beaufsichtigen und der Finanzierung der KLA vor den Kriegsentwicklungen 1999 kooperierte, lassen die jüngsten Entwicklungen es so scheinen, als ob der BND an Washingtons militärgeheimdienstlichen Trick in Mazedonien nicht beteiligt wird.14
Nur wenige Wochen vor dem Unterzeichnen des „Assoziations-Vertrags” mit der Europäischen Union waren deutsche Truppen in Mazedonien im Tetovo-Gebiet aufgestellt, wo sie (Mitte März 2001) „zufällig” zum Ziel der NLA wurden. Währ1endend die Westlichen Medien — im Chor die offiziellen Erklärungen wiedergebend — berichteten dass deutsche Truppen „gefangen im Kreuzfeuer” lagen, vermitteln die Berichte von Tetovo, dass der Beschuß der NLA, „beabsichtigt war.” Auf jeden Fall wäre der Vorfall nicht vorgekommen, hätte der deutsche BND mit der Rebellen-Armee zusammengearbeitet:
„Bis zu 600 deutschen Soldaten waren gezwungen, Tetovo über Nacht zu verlassen, nachdem ihre Kasernen … in Kreuzfeuer gefangen waren … [Sie waren] zu leicht bewaffnet, um sich gegen die Albaner zu verteidigen. Die Deutschen werden die abreisenden Truppen durch eine Leopard-Panzer-Schwadron ersetzen [die zur Panzer-Artillerie-Batterie-Einheit gehört, die in Nordrein-Westfalen stationiert ist] Die neue [deutsche] Feuerkraft kann genutzt werden, um jetzt bestehende albanische Positionen um Tetovo zu zerschlagen.„15
In einer bitteren Ironie waren zwei der Kommandanten, die verantwortlich für die Terroristen-Angriffe im Tetovo Gebiet sind, durch britische Special Forces ausgebildet worden:
„Beschämend für KFOR wurde bekannt, dass zwei der Kosovo-basierenden Kommandanten, die den albanischen Stoß [ins Tetovo-Gebiet] führen, durch ehemalige britischen SAS- und Fallschirm-Regiment-Offiziere in den Tagen erzogen wurden, als NATO mit der Grünschnabel-Befreiungarmee von Kosovo (KLA) besser stand. Ein ehemaliges Mitglied einer Europäischen Special Forces-Einheit, die die KLA während des Konflikts im Kosovo begleitete, sagte, dass ein Kommandant mit dem Pseudonym Bilal den Waffen- und Männer-Fluß in Mazedonien organisierte, und dass der KLA Veterankommandant Adem Bajrami half, den Angriff auf Tetovo zu koordinieren. Beide wurden von britischen Soldaten in den heimlichen Trainingslagern gelehrt, die oberhalb von Bajram Curri im nördlichen Albanien 1998 und 1999 betrieben wurden.„16
Diese gleichen durch Briten ausgebildeten Rebellen-Kommandanten sehen Deutschland als den „Feind” an, weil die in Mazedonien und Kosovo aufstellten Bundeswehr-Truppen — anstatt wie ihre britischen und amerikanischen KFOR-Gegenstücke „Schutz” für die NLA-„Freiheitskämpfer” zu bieten — häufig „verdächtigte Terroristen” an der Grenze aufhalten:
„Ein Sprecher der nationalen Befreiungarmee der Albaner (NLA) in Pristina warnte die Bundeswehr, ihre Beteiligung würde »eine Kriegserklärung durch die Bundesrepublik Deutschland darstellen«”.17
Als Antwort auf NLA-Drohungen sendete die Bundeswehr ihre eigenen Sondereinheiten, die Fallschirmjäger aus, um mit der Panzer-Artillerie-Batterie-Schwadron zusammenzuarbeiten.18 Der deutsche Verteidigungs-Minister, Rudolf Scharping bestätigte, dass „er bereit ist, mehr Panzer und Truppen zu schicken, um die Bundeswehr-Kräfte zu stärken”.19 Und doch hat sich Berlin in den jüngsten Entwicklungen dafür entschieden, die meisten seiner Truppen vom Tetovo-Gebiet zurückzuziehen, um keineswegs den Trick der US-Geheimdienste der Unterstützung der NLA-Rebellen zu gefährden. Einige dieser deutschen Truppen werden jetzt auf der Kosovo-Seite der Grenze aufgestellt.
Während der NLA eine Ladung der neuesten fortgeschrittenen Waffen „made in Amerika” erhielt, hat Deutschland (Mitte Juni) den mazedonischen Friedenstruppen alle Gelände-Fahrzeuge wie auch Waffen „für hochentwickelte Infrarotnachforschung im Schlachtfeld geschenkt.” Nach einem Bericht aus Mazedonien war der kleine Anteil deutscher Truppen, welcher noch im Tetovo-Gebiet bleibt, „unter schwerem Angriff der Terroristen, die sie mit Mörsern von den Bergen über Tetovo angriffen. Das ist vermutlich die Antwort auf die gestrige Schenkung [am 14. Juni 2001] an unsere Armee durch die deutsche Regierung.„20
Während Spaltungen zwischen „NATO-Verbündeten” nie publik gemacht werden, hat Deutschlands Außenminister Joschka Fischer — in einer deutlichen Erklärung an den Bundestag gerichtet gegen „die albanischen Extremisten in Mazedonien” — „eine langfristige Regelung” verlangt, „darauf ausgerichtet, das ganze Gebiet näher an Europa heranzuholen.” (D. h. frei von US-Eingriffen). Die deutsche Position ist in deutlichem Kontrast zur jener der Vereinigten Staaten, die verlangt, dass die Skopje Regierung den Terroristen Amnestie bewilligt, die Zusammensetzung der Landes modifiziert und die NLA-Rebellen an der Zivilpolitik beteiligt:
„Der Pakt verlange wie berichtet, daß die Rebellen ihren Kampf einstellen und im Gegenzug Amnestie-Garantien erhalten. Die Rebellen würden auch das Recht haben, bei zukünftigen politischen Entscheidungen bezüglich ethnischer albanischer Rechte ein Veto einzulegen. Die Vertrag wurde wie berichtet von Robert Frowick, einem ehemaligen US-amerikanischen Gesandten vermittelt, der zur Zeit als Repräsentant der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa arbeite.„21
Die anglo-amerikanische Achse
Der Konflikt zwischen Deutschland und Amerika im Balkan ist Teil eines viel breiteren Prozesses, der das Herz des westlichen Militärindustriekomplexes und der Verteidigungs-Einrichtungen betrifft.
Seit Anfang der 1990er Jahre haben die Vereinigten Staaten und Deutschland gemeinschaftlich als NATO-Partner im Balkan gespielt, ihre jeweiligen Militär‑, Geheimdienst- und Außenpolitik-Initiativen koordinierend. In ihren öffentlichen Erklärungen den Schein der politischen Einheit aufrechterhaltend, entwickelten sich ernste Uneinigkeiten im Gefolge der Übereinkünfte von Dayton (1995), als deutsche Banken sich vortaten, die Deutsche Mark aufzuzwingen und das Währungssystem von Jugoslawiens Nachfolger-Staaten zu übernehmen.
Außerdem haben die Vereinigten Staaten im Gefolge des Krieges 1999 in Jugoslawien ihre strategischen, militärischen und geheimdienstlichen Bande mit Großbritannien verstärkt, während Großbritannien viele seiner Bande (besonders im Gebiet der Verteidigung und Raumfahrtproduktion) mit Deutschland und Frankreich getrennt hat.
Anfang 2000 haben der US-amerikanische Verteidigungs-Minister William Cohen und sein britisches Gegenstück, Geoff Hoon, eine „Grundsatzerklärung für Verteidigungs-Ausrüstung und Industriekooperation” unterzeichnet.22 Washington´s Zielsetzung war die Bildung einer „transatlantischen Brücke zu ermutigen, durch die das DoD [US-Verteidigungsministerium] seine Globalisierungs-Politik nach Europa tragen kann.„23
Die US-Verteidigungs-Industrie — welche jetzt British Aerospace Systems (BaeS) einschließt — kracht mit der Franco-deutschen Verteidigungs-Vereinigung EADS — einem Konglomerat aus Frankreichs Aerospatiale Matra, Deutsche Aerospace, welche Teil der starken Daimler-Gruppe ist, und Spaniens CASA, zusammen. Mit anderen Worten ist ein großer Spalt im westlichen Militär-Industriekomplex mit den Vereinigten Staaten und Großbritannien auf einer Seite und Deutschland und Frankreich auf der anderen aufgetreten.
Öl, Waffen und die westliche militärische Allianz sind eng verknüpfte Prozesse. Washingtons Plan soll schließlich die Herrschaft des US-Militärindustriekomplexes in Verbindung mit den anglo-amerikanischen Ölriesen und Großbritannien´s Hauptverteidigungs-Ünternehmern sichern. Diese Entwicklungen haben zweifellos auch einen Angelpunkt bei der Kontrolle über strategische Pipelines, Transport- und Kommunikationswege im Balkan, Osteuropa und der ehemaligen Sovjetunion.
Außerdem paßt zu dieser anglo-amerikanischen Achse auch eine zunehmende Zusammenarbeit zwischen der CIA und Großbritannien´s MI5 in der Sphäre der Nachrichtendienste und verdeckten Operationen, wie bezeugt durch die Rolle, die britische SAS Sondereinheiten in der KLA-Rebellen-Ausbildung gespielt haben.
Krieg, „Dollarisierung” und die Neue Weltordnung
„Schutz” der Pipelines, heimliche Tätigkeiten und die Wiederverwendung des Rauschgift-Geldes in Unterstützung bewaffneter Rebellionen, Militarisation strategischer Korridore, Verteidigungs-Beschaffung für „Partnerschaft für Frieden”-Länder (PFP) sind allesamt integraler Bestandteil der anglo-amerikanischen Achse und ihrem Streben, die Öl‑, Gas- und Transportwege aus dem Becken des Kaspischen Meeres und dem Schwarzen Meer durch den Balkan zu kontrollieren.
Allgemeiner ausgedrückt ist das, was in dem weiteren Umfeld geschieht, welches Osteuropa und den Balkan mit den ehemaligen Sowjetrepubliken verbindet, ein hartes Gerangel um die Kontrolle über nationale Volkswirtschaften durch konkurrierende Unternehmenskonglomerate. Und hinter dem Vorgang steckt das Vorhaben des finanziellen Establishments der Wall Street — gemeinsam mit den Verteidigungs- und Ölriesen — die Deutsche Mark (und den EURO) zu destabilisieren und diskreditieren, mit der Absicht, den US-Dollar als einzige Währung in dieser Region durchzusetzen.
Die Kontrolle über die „Geldschöpfung” — die Herrschaft der US-Federal Reserve über die ganze Welt — ist eine zentrale Eigenschaft des US-amerikanischen Expansionismus. In dieser Hinsicht ist das Ziel des Militärgeheimdienstlichen Trick Washingtons nicht nur, die „EU-Erweiterung” zun unterminieren, sondern es ist auch Absicht, die Herrschaft von Deutschlands wichtigsten Finanzinstitutionen (z.B Deutsche Bank, Commerzbank und Westdeutsche Landesbank) im gesamten Balkan zu schwächen und zu verdrängen.
Mit anderen Worten wird die Neue Weltordnung durch den Konflikt zwischen Europa und Amerika um „Kolonialkontrolle” über nationale Währungen markiert. Und dieser Konflikt zwischen „konkurrierenden kapitalistischen Blöcken” wird immer akuter werden, wenn ab 1. Januar 2002 mehrere hundert Million Menschen von Osteuropa über den Balkan bis nach Mittelasien anfangen, den Euro als ihre „de facto” Nationalwährung zu nutzen.
Siehe Karte http://www.bsrec.bg/taskforce/SYNERGY/oilprojects2.html.
Anmerkungen
1 Robert V. Baryiski, Das Kaspische Ölregime: Militärische Dimensionen, Caspian Crossroads Magazine, Jahrgang 1, Ausgabe 2, Frühling 1995.
2 Die Bezugnahme auf die Europäische Union in diesem Artikel(Ding) soll als „Europäische Union minus Großbritannien” interpretiert werden.
3 Siehe Albanian Telegraf-Agency, Tirana am 28. Juli 1998, und Milsnews, Skopje, am 23. Januar 1997, zu sehen bei http://www.freerepublic.com/forum/a379fb721329c.htm.
4 Milsnews, s.o.
5 Siehe die scharfsinnige Analyse von Karen Talbot: „Das ehemalige Jugoslawien: Der Name des Spiels ist Öl, Leute Weekly World, Mai 2001, siehe auch Marjorie Cohn, „Befriedung für eine Pipeline: Erklärung der US-Militärischen Anwesenheit im Balkan, The Jurist, Legal Education Network, Juni 2001, erklärend.
6 George Monbiot, Ein Diskretes Geschäft in der Pipeline, The Guardian am 15. Februar 2001.
7 Richard Giragosian, „Erneuter gewaltiger Ölfund im Kashagan erneuert geopolitische Offensive im Kaspischen Raum”, The Analyst, Central Asia-Caucasus Institute, Johns Hopkins University — Paul H. Nitze School of Advanced International Studies, am 7. Juni 2000
8 Siehe Handel und Entwicklung (TDA) nach Region bei http://www.tda.gov/region/sbdi.html.
9 Alexander Gas und ÖlVerbindungen, Oktober 2000.
10 Unter sogenannten „asymmetrischen Geschäftsbevorzugungen” mit der Europäischen Union.
11 Für weitere Details über die Rolle von Robert Frowick siehe Michel Chossudovsky, „Mazedonien: Washingtons militärgeheimdienstlicher Trick”, Juni 2001
12 Siehe AFP am 10. April 2001
13 Nach Pascal Boniface, dem Direktor des Pariser Instituts für Internationale und Strategische Beziehungen, UPI, am 11. April 2001.
14 Zu Details über die CIA-BND-Unterstützung der KLA siehe Michel Chossudovsky, „Durch Organisierte Kriminalität finanzierte Kosovo-Freiheitskämpfer”, Covert Action Quarterly, Herbst 1999, auch hier: http://www.heise.de/tp/english/inhalt/co/2743/1.html
15 Tom Walker, NATO-Truppen in einem Balkan-Ulster gefangen, Sunday Times, London am 18. März 2001,
16 Ebd.
17 Ebd.
18 Siehe „Deutsche Fallschirmjäger nach Tetovo”, Spiegel On-line am 24. März 2001; siehe auch „Bundeswehr verlegt Soldaten ins Kosovo”, Spiegel On-line am 23. März 2001.
19 Deutsche Presse Agentur am 19. März 2001,
20 Dem Autor aus Skopje übersandte Information, Juni 2001.
21 Facts on File, World News Digest am 30. Mai 2001.
22 Reuters am 5. Februar 2000.
23 Der Vertrag wurde (nach einem in Muradian zitierten Pentagonbeamten) kurz nach der Schaffung von British Aerospace Systems unterzeichnet, die sich aus der Fusion von BAE mit GEC Marconi ergab. British Aerospace Systems (Bae) war bereits mit Amerika´s größten Verteidigungs-Ünternehmern Lockheed Martin und Boeing fest verbunden. Für weitere Details siehe Vago Muradian „Pentagon sieht Brücke nach Europa” Defense Daily, Jahrgang 204, Nr. 40, 1. Dezember 1999.
Jüngste Artikel des Autors über den Balkan:
„Washington finanziert ethnischen Krieg im Balkan”, April 2001, bei http://www.emperors-clothes.com/articles/choss/fin.htm oder http://www.canadiandimension.mb.ca/extra/x0404mc.htm
„Wirtschaftsterrorismus”, Mai 2001 bei http://emperors-clothes.com/articles/choss/eco1.htm oder http://alainet.org/active/show_news.phtml?news_id=1225.
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