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Faschismus 2.0: Lektionen aus sechs Monaten in Neuseelands größter weiß-suprematistischer Gruppe

Von Elliot Weir, Origi­nal­ar­tikel vom 9. August 2021 hier

Ein Hinweis zu Pseud­onymen: Die Mitglieder von Action Zealandia verwenden Pseud­onyme, um ihre Identität zu verschleiern, auch vor anderen Grup­pen­mit­glie­dern. Im Artikel werden Pseud­onyme durch die Verwen­dung von einfachen Anfüh­rungs­zei­chen bei der ersten Erwähnung eines Namens gekenn­zeichnet, z. B. ‚Marc’.
Lesen Sie den beglei­tenden Nach­rich­ten­ar­tikel hier.

Sie wollen den Faschismus in Neusee­land. Sie recht­fer­tigen die Taten des Moschee-Schützen von Christ­church. Sie glauben, daß ein weit verbrei­teter ” Völker­mord an den Weißen ” als Teil einer jüdischen Verschwö­rung zur Zerstö­rung der west­li­chen Zivi­li­sa­tion statt­findet. Sie hängen Plakate und Trans­pa­rente auf und versuchen, im ganzen Land Menschen zu rekru­tieren. Sie stehen in Verbin­dung mit gewalt­tä­tigen Neonazis in Übersee. Mehrere Mitglieder wurden unter anderem wegen Ruhe­stö­rung, Vanda­lismus und Bedrohung der natio­nalen Sicher­heit verhaftet. Action Zealandia ist die größte weiß-supre­ma­tis­ti­sche Gruppe in Aotearoa und wurde nach den Anschlägen auf die Moschee in Christ­church 2019 und dem Zusam­men­bruch der weiß-natio­na­lis­ti­schen Gruppe Dominion Movement gegründet.

Nach den Anschlägen auf die Moschee in Christ­church im Jahr 2019 waren Gruppen wie Action Zealandia gezwungen, ihr öffent­li­ches Erschei­nungs­bild zu ändern, aber der gewalt­tä­tige neona­zis­ti­sche Kern ihrer Ideologie bleibt so einfluss­reich wie eh und je. Die sechs­mo­na­tige Unter­su­chung des Kritikers Te Arohi über Action Zealandia, die größte weiß-supre­mis­ti­sche Gruppe Neusee­lands, hat Einblicke in ihre Funk­ti­ons­weise, ihre Über­zeu­gungen und ihr Streben nach poli­ti­scher Macht gegeben. Die Art und Weise, wie wir über sie denken und was wir dagegen tun, ist von entschei­dender Bedeutung, um den weißen supre­mis­ti­schen Faschismus in Aotearoa zu stoppen.

Die Begriffe „rechts­ex­trem”, „alt-rechts”, „weißer Über­mensch”, „weißer Natio­na­list”, „Faschist” und „Neonazi” haben über­lap­pende, aber unter­schied­liche Defi­ni­tionen. Obwohl es einige Gruppen gibt, die nur mit einem oder einigen dieser Begriffe genau beschrieben werden können, gehen sie in der Regel Hand in Hand. Alle diese Begriffe sind auf Action Zealandia anwendbar.

Der fortgeschrittene Faschismus

Weiße supre­ma­tis­ti­sche Gruppen in Neusee­land sind nicht neu. Rechts­ex­treme, anti­se­mi­ti­sche und faschis­ti­sche Ideen fanden in Neusee­land gegen Ende des 20. Jahr­hun­derts eine orga­ni­sierte Anhän­ger­schaft. Die National Front und die National Socialist Party of New Zealand wurden in den frühen 1970er Jahren bekannt. Skinhead-Nazi-Gangs wie Unit 88 wurden in den 90er Jahren aktiv. Im Laufe der Zeit entwi­ckelten sich die Gruppen weiter und formierten sich neu. Kyle Chapman, ehema­liger Anführer der National Front, gründete 2009 die rechts­ex­treme Gruppe Right Wing Resis­tance, die sich gegen die weiße Vorherr­schaft richtet. Etwa zur gleichen Zeit wurde die Dominion-Bewegung, eine weiß-supre­ma­tis­ti­sche Gruppe, immer größer.

Am 15. März 2019 tötete ein weißer rassis­ti­scher Terrorist bei einem Massen­an­schlag auf zwei Moscheen in Christ­church 51 Menschen. Es gab Zusam­men­hänge zwischen dem Anschlag und dem Anstieg des weißen supre­ma­tis­ti­schen Extre­mismus weltweit. Fast unmit­telbar danach verän­derte sich die rechts­ex­treme Land­schaft erheblich. Unter­su­chungen von Professor Paul Spoonley, der sich seit Jahr­zehnten mit der rechts­ex­tremen Szene Neusee­lands befaßt, und Berichte von Gyles Beckford von der RNZ zeigten, wie diese Gruppen in den Unter­grund gingen und sich weiterentwickelten.

Als die Dominion-Bewegung nach den Anschlägen ihre Auflösung bekannt gab, entstand innerhalb weniger Monate die Action Zealandia. Professor Spoonley wies auf die Verbin­dungen zwischen der Dominion-Bewegung und Action Zealandia hin. Die Unter­su­chung des Kritikers Te Arohi bestätigt die engen Verbin­dungen zwischen den beiden aufein­an­der­fol­genden Orga­ni­sa­tionen weiter.

Die zuneh­mende Kontrolle nach den Schüssen in Christ­church zwang Gruppen wie Action Zealandia dazu, weiter in den Unter­grund zu gehen als die faschis­ti­schen Orga­ni­sa­tionen früherer Jahr­zehnte. Die Iden­ti­täten der Mitglieder werden hinter Pseud­onymen versteckt, selbst gegenüber anderen Mitglie­dern. Die öffent­li­chen Profile der Orga­ni­sa­tionen sind haßer­füllt, aber entschärft. Obwohl ihnen regel­mäßig Fehler unter­laufen und mehrere Mitglieder wegen ihrer Akti­vi­täten verhaftet wurden, achtet Action Zealandia darauf, nicht ausdrück­lich zu Gewalt aufzu­rufen oder ihre illegalen Akti­vi­täten öffent­lich zu machen.

Führende Mitglieder von Action Zealandia, insbe­son­dere ‚Zane’, sind um das Image der Orga­ni­sa­tion besorgt. Sie sind paranoid, wenn Online-Chats durch­si­ckern, selbst wenn die Diskus­sionen trivial erscheinen. Nachdem Mitglieder über die Heirat mit ihren Verwandten gescherzt hatten, forderte Zane alle auf, ihre Nach­richten aus dem Chat zu löschen, da es „unserem öffent­li­chen Image nicht zuträg­lich ist, wenn wir sagen: ‚Ja, wir sollten unsere entfernten Verwandten ficken’ ”. Die Mitglieder betonen, daß man über bestimmte Themen nur persön­lich mit vertrau­ens­wür­digen Mitstrei­tern sprechen sollte, was darauf hindeutet, daß ihre Online-Chats sauberer und allgemein akzep­ta­bler sind als ihre persön­li­chen Gespräche.

Die Vorge­hens­weise der Gruppe
Nachdem sich eine Person an Action Zealandia gewandt hat, um Mitglied zu werden, verlangt die Gruppe, daß sie an einem ” Beur­tei­lungs­ge­spräch ” mit einem der führenden Mitglieder der Gruppe teilnimmt. Sie werden zu ihren poli­ti­schen Über­zeu­gungen, ihrem Drogen- und Alko­hol­konsum und ihrer Fitneß befragt. Anschlie­ßend müssen sie sich persön­lich mit einem etablierten Mitglied treffen oder zu einer Grup­pen­ver­an­stal­tung kommen, um voll­ständig überprüft und in die Online-Mitglie­der­chats aufge­nommen zu werden.

Obwohl regel­mä­ßige physische Treffen ein wichtiger Bestand­teil der Akti­vi­täten der Gruppe sind, ist das Internet für ihre Existenz uner­läß­lich. Sie sind weitaus stärker online und inter­na­tional vernetzt als die neusee­län­di­schen rechts­ex­tremen Gruppen in der Vergan­gen­heit. Im März letzten Jahres äußerte Professor Spoonley seine Besorgnis darüber, wie ” raffi­niert ” deren Online-Akti­vi­täten sind.

Ein Teil dieser Raffi­nesse ist ihre Verflech­tung mit der globalen neofa­schis­ti­schen Bewegung. Action Zealandia unterhält Bezie­hungen zu weiß-supre­ma­tis­ti­schen und neona­zis­ti­schen Gruppen in den USA, Italien und Syrien. Dieses Netzwerk hilft ihnen, Ideen zu entwi­ckeln, Kampagnen zu koor­di­nieren und Kontakte zu anderen extre­mis­ti­schen Gruppen zu knüpfen. In ihrem Stra­te­gie­do­ku­ment wird hervor­ge­hoben, daß die Verbin­dung mit austra­li­schen Faschisten für sie eine Priorität darstellt: ” Die Planung, wie Austra­lier oder andere Gruppen in Übersee uns hinter den Kulissen unter­stützen können, muß fort­ge­setzt werden. Die öffent­liche Darstel­lung der Zusam­men­ar­beit mit Übersee oder der neusee­län­di­schen Gemein­schaft ist zu vermeiden, um die Aufmerk­sam­keit der Behörden gering zu halten.”

Action Zealandia ist der Meinung, daß die Anhaltung ihres Anführers James Fairburn an der Grenze nicht nur auf Fairburns Unacht­sam­keit zurück­zu­führen ist, sondern auch auf ihre Verbin­dungen zu Thomas Sewell und dem Austra­lian National Socialist Network. Sie schätzen die austra­li­schen Verbin­dungen zu sehr, um sie ganz aufzu­geben, und versuchen statt­dessen, die Zusam­men­ar­beit zwischen diesen Gruppen vor der Öffent­lich­keit zu verbergen.

Wenn es um das Anbringen von Plakaten, Aufkle­bern und Bannern geht, orien­tieren sie sich an der Inter­na­tional Conser­va­tive Community, einem Netzwerk rechts­ex­tremer Gruppen in aller Welt. Es ist jedoch klar, daß sie ihre eigene Identität in der globalen faschis­ti­schen Land­schaft abstecken wollen. Sie über­nehmen Ideen von gewalt­tä­tigen Gruppen aus Übersee, wie Rob Rundos Rise Above Movement, in die poli­ti­sche Land­schaft von Aotearoa — mit unter­schied­li­chem Erfolg.

Während Action Zealandia versucht, sich einen Weg in den poli­ti­schen Main­stream zu bahnen, haben ihre Mitglieder wider­sprüch­liche Meinungen über die Ausrich­tung der Gruppe geäußert. Nachdem Fairburn im Mai vorüber­ge­hend aus der Gruppe geworfen wurde, schien das ältere Mitglied ‚Fred’ die Führung zu über­nehmen. Fred kündigte an, den Schwer­punkt der Gruppe von poli­ti­schen Aktionen auf gemein­schafts­bil­dende Maßnahmen zu verlagern, darunter Wande­rungen, Fitneß­kurse und Busch­hand­werk. Nach Fairburns Rückkehr kehrte die Gruppe zum poli­ti­schen Akti­vismus zurück.

Die Mitglieder sind sich uneins darüber, ob sie sich auf öffent­liche oder private Aktionen konzen­trieren sollten. Einige Mitglieder meinten, sie sollten offen online werben, während andere meinten, sie sollten sich auf die Bekehrung von Freunden der bestehenden Mitglieder konzen­trieren. Einige äußerten ihre Frus­tra­tion darüber, daß die Gruppe nur „Ausge­sto­ßene” anziehe.

Die Wahr­neh­mung der Mitglieder durch andere Mitglieder von Action Zealandia als „Ausge­sto­ßene” ist nicht über­ra­schend. Das Konzept, ein Ausge­sto­ßener oder Außen­seiter zu sein, ist in der Online-Rechts­ex­tre­mis­ten­szene weit verbreitet. Der Medi­en­wis­sen­schaftler Daniel Kreiss kam zu dem Schluß, daß extre­mis­ti­sche Medien selbst­er­nannten Ausge­sto­ßenen eine Heimat bieten können. Die Wahr­neh­mung, ein Ausge­sto­ßener zu sein, trägt dazu bei, das gemein­same Gefühl der Gruppe zu fördern, ange­griffen zu werden. Dieses Gefühl fließt in die breitere Verschwö­rungs­theorie des weißen Völker­mords ein, die die Ideologie und die Akti­vi­täten von Action Zealandia struk­tu­riert. Es ermög­licht ihnen, unter­ein­ander eine Gemein­schaft zu bilden, die Kame­rad­schaft und Verbun­den­heit mit den Menschen in der Gruppe und Angst und Haß gegenüber anderen fördert.

Eine Rasse unter Beschuss

Die Ideologie von Action Zealandia basiert auf der Verschwö­rungs­theorie des Völker­mords an den Weißen, mit der sie sich als Beschützer der west­li­chen Zivi­li­sa­tion darstellen. Ande­rer­seits spiegeln ihre Diskus­sionen den simplen Wunsch wider, die totale Macht wieder­her­zu­stellen, die ihrer Meinung nach einst weiße Männer hatten, und zwar durch den Faschismus.

Sie bezeichnen Personen, die ihre Über­zeu­gungen teilen, als „red-pilled”, vor allem, wenn sich diese Über­zeu­gungen auf das beziehen, was sie als „Juden­frage” bezeichnen. In diesem Zusam­men­hang wird jemand als „red-pilled” bezeichnet, wenn er die Über­zeu­gung teilt, daß Juden hinter einer finsteren Verschwö­rung zur Auslö­schung der weißen Bevöl­ke­rung stecken und für den vermeint­li­chen Nieder­gang der west­li­chen Zivi­li­sa­tion verant­wort­lich sind. Jede andere Gruppe, die sie hassen, paßt in dieses Weltbild. Sie behaupten, daß diese angeb­liche jüdische Kabale für die Existenz von LGBTQ+ Menschen verant­wort­lich ist und daß LGBTQ+ Menschen verkappte Pädophile sind. Sie behaupten, daß schwarze Menschen absicht­lich in weiße Länder gebracht werden, um Konflikte und Gewalt zu verursachen.

Die Über­zeu­gung von Action Zealandia, daß Menschen anderer Rassen eine Bedrohung darstellen, wird durch eine selektive Aufnahme von Medien und persön­li­chen Anekdoten verstärkt. Die Mitglieder der Gruppe erzählen — ob sie nun glaub­würdig sind oder nicht — Geschichten von Menschen anderer Hautfarbe, die Gewalt­ver­bre­chen begehen und damit davon­kommen. Jede Geschichte, in der jemand, den sie hassen, insbe­son­dere ein schwarzer Mann oder ein Einwan­derer, jemanden verge­wal­tigt oder getötet hat, wird in ihren Gesprä­chen so lange verdichtet, bis sie wie ein unbe­streit­bares Muster aussieht. Dieses wahr­ge­nom­mene Muster verstärkt das Narrativ vom Völker­mord an den Weißen und ihr Gefühl, ange­griffen zu werden. Das Endergebnis ist die kollek­tive Über­zeu­gung, daß weiße Menschen objektiv zivi­li­sierter, koope­ra­tiver und klüger sind und ein Recht auf eine homogene Gemein­schaft haben, die nur Menschen gehört, die wie sie aussehen, handeln und sprechen.

Action Zealandia behauptet, daß sie keine haßer­füllte Orga­ni­sa­tion ist. Anführer James Fairburn erklärte im Februar unter seinem Pseudonym ‚Hector’: „Ich hasse niemanden und ich glaube auch nicht, daß irgend jemand in Action Zealandia irgend jemanden haßt.” Er sagte dies weniger als zwei Minuten, nachdem er argu­men­tiert hatte, daß man, wenn es um Nazi-Deutsch­land geht, „das Gute mit dem Schlechten nehmen muß”. Die Mitglieder haben schon früher behauptet, daß sie nichts gegen Māori haben, aber sie beschweren sich häufig über die ” Zuwen­dungen ” für Māori , sprechen darüber, wie sie sich als Rassisten gefühlt haben, als te reo verwendet wurde, und befür­worten einen weißen Ethno­staat auf Māori whenua.

Action Zealandia besteht darauf, daß sie gewalt­frei sind. Als gewalt­frei angesehen zu werden, ist eines ihrer Haupt­ziele. Der letzte Punkt des Stra­te­gie­pa­piers, welches Critic Te Arohi vorliegt, lautet: „Wir sollten eine Hinweis­tafel auf unserer Website anbringen, die eines der ersten Dinge ist, die ein Besucher sieht. Darauf sollte stehen, daß wir nur fried­liche Mittel einsetzen, um die Wahrheit zu finden und zu verbreiten. (Etwas in dieser Richtung). Das Gegenteil von dem, was die Medien über uns berichten.” Trotz dieses Ziels unter­halten sie enge Verbin­dungen zu gewalt­tä­tigen Extre­misten im Ausland, feiern Gewalt gegen Rand­gruppen und vertei­digen den Terro­risten, der hinter den Anschlägen auf die Moschee in Christ­church steckt. Ihre Förderung einer haßer­füllten Ideologie, die andere Gruppen entmensch­licht, erhöht auch das Risiko von Gewalt gegen diese Gruppen.

Die Forschung hat gezeigt, daß die Entmensch­li­chung der Schlüssel für die Ausübung und Entschul­di­gung von Gewalt gegen Gruppen von Menschen ist. Muslime in Neusee­land sehen sich seit den Terror­an­schlägen vom 15. März ständigen Gewalt­dro­hungen ausge­setzt. Im März dieses Jahres berich­tete Newsroom, daß ein Mann angeklagt wurde, nachdem er eine Auto­bom­ben­dro­hung gegen die beiden Moscheen ausge­spro­chen hatte, die auch Ziel der Anschläge von 2019 waren. Im Juni berich­tete die RNZ über weitere Drohungen gegen die Al Noor Moschee.

Sam Brit­tenden war noch Mitglied von Action Zealandia, als er in der Castle Street ” Scheiß auf die Muslime” rief. Ein weiteres Mitglied von Action Zealandia, bekannt als ‚Matt’ und ‚Max’, disku­tierte mit der Atom­waffen Division über die Gründung einer Terror­zelle in Neusee­land. Die Atom­waffen Division ist eine neona­zis­ti­sche Terror­gruppe, die Terror­an­schläge geplant hat und für eine Reihe von Morden verant­wort­lich gemacht wird. Max ist immer noch ein aktives Mitglied der Action Zealandia. Johann Wolfe, der Deckname eines Soldaten, der beschul­digt wird, sensible mili­tä­ri­sche Infor­ma­tionen weiter­ge­geben und die Sicher­heit Neusee­lands bedroht zu haben, war ebenfalls in den Chats von Action Zealandia vertreten. Er äußerte seine Bewun­de­rung für den Schützen der Moschee in Christ­church. Wie letztes Jahr berichtet, ist er der erste Neusee­länder, der wegen Spionage angeklagt ist.

Es ist wichtig zu betonen, daß das Endziel von Action Zealandia, ob sie es nun Faschismus, weiße Vorherr­schaft oder einen fried­li­chen weißen Ethno­staat nennen, nur durch rassis­ti­sche Gewalt und Völker­mord erreicht werden kann. Die Schaffung eines rein weißen Staates in Aotearoa würde die gewalt­same Segre­ga­tion oder die Vertrei­bung unzäh­liger Immi­granten und Tangata Whenua aus ihren Häusern und Lebens­grund­lagen erfordern. Vermut­lich würde queeren Menschen, Linken und verschie­denen anderen Gruppen ein ähnliches Schicksal wider­fahren. Wenn diese Menschen sich weigern zu gehen oder andere Länder sich weigern, diesen Menschen zu helfen und sie aufzu­nehmen, bleibt nur die Gewalt. Um den von ihnen befürch­teten Völker­mord an den Weißen zu verhin­dern, wäre ein echter Völker­mord erfor­der­lich. Im Nazi­deutsch­land der Vorkriegs­zeit wurden die Juden zunächst mit „frei­wil­ligen” Depor­ta­tionen konfron­tiert. Nazi­funk­tio­näre schmie­deten sogar den Plan, die gesamte jüdische Bevöl­ke­rung Europas nach Mada­gaskar umzu­sie­deln. Auch dem Völker­mord an den Armeniern und den Bosniern lagen Verschwö­rungs­theo­rien über demo­gra­phi­schen Ersatz zugrunde. Die Ziele der Action Zealandia sind alles andere als friedlich.

Die Gruppe vermeidet Gewalt derzeit nur wegen der damit verbun­denen Risiken. Wenn führende Mitglieder über die Anschläge auf die Moschee in Christ­church 2019 disku­tieren, kriti­sieren sie den Schützen nicht für seine Taten und deren schreck­liche Folgen, sondern dafür, daß seine Taten die weißen Rassisten in Aotearoa schlecht aussehen lassen. Dies spiegelt ihre allge­meine Haltung gegenüber Gewalt wider. Sie sorgen sich mehr um ihr öffent­li­ches Image als um den Schaden, den ihre Gewalt­taten anrichten könnten.

Action Zealandia recht­fer­tigt ihren Haß durch das Gefühl der Dring­lich­keit, das durch ihr Narrativ, unter­drückt und ange­griffen zu werden, entsteht. Die Verschwö­rung zum weißen Völker­mord ist mächtig, weil sie Haß erzeugt und weil sie den bereits vorhan­denen Haß recht­fer­tigt und ihm eine Richtung und ein Ziel gibt. Wenn dieser Haß in poli­ti­sches Handeln umgesetzt wird, wird er noch gefährlicher.

Ihre politische Agenda

Um ihre gewalt­tä­tigen poli­ti­schen Ziele voran­zu­treiben, konzen­triert sich Action Zealandia darauf, Einfluß und Macht über die ihrer Meinung nach schwachen poli­ti­schen Parteien und „schwachen” Wähler zu gewinnen. Entryism, eine Strategie, bei der poli­ti­sche Parteien oder Gruppen mit der Absicht infil­triert werden, ihre Ziele oder Politik zu ändern, wird häufig in Action Zealandia-Chats diskutiert.

In einer Diskus­sion debat­tierten die Mitglieder ‚Gil’ und ‚Fred’ über die Vorzüge des Versuchs, die Nationale Partei bzw. die Social Credit Party zu infil­trieren. Gil war der Meinung, daß es eine Möglich­keit gäbe, die Nationale Partei „neu zu erfinden”, um weißes supre­ma­tis­ti­sches Gedan­kengut an einen größeren Teil der Bevöl­ke­rung zu verbreiten, da er die Nationale Partei aufgrund ihrer schlechten Umfra­ge­werte in diesem Jahr als schwach ansah. Ein Versuch, die Nationale Partei zu infil­trieren, würde ähnliche Pläne des Front National in den 70er Jahren nachahmen.

Sie disku­tieren häufig darüber, die Social Credit Party zu unter­wan­dern, und ermutigen ihre Mitglieder, für die Partei zu stimmen, wenn sie überhaupt wählen. Im Mai dieses Jahres nahmen Mitglieder an einer öffent­li­chen Versamm­lung der Social Credit Party in Ashburton teil. Sie glauben, daß die Social Credit Party die dritt­größte Partei in der neusee­län­di­schen Politik werden kann, wie sie es in den 50er, 60er und 70er Jahren war.

Die Neigung von Action Zealandia zu Social Credit ist wahr­schein­lich auf den histo­ri­schen Anti­se­mi­tismus zurück­zu­führen, der mit der Gründung der Partei verbunden war. Die weltweite Social-Credit-Bewegung wurde Anfang des 20. Jahr­hun­derts von Clifford Douglas ins Leben gerufen. Jahr­hun­derts von Clifford Douglas ins Leben gerufen. Er glaubte an die Zerschla­gung der Groß­banken und die Vertei­lung der wirt­schaft­li­chen Macht an den Einzelnen, aber Douglas behaup­tete auch, daß das „inter­na­tio­nale Judentum” hinter den Groß­banken stehe. Jüdische Finanz­ver­schwö­rungs­theo­rien gab es auch in der neusee­län­di­schen Social Credit Party in ihren Anfangs­jahren, aber die Gruppe refor­mierte sich in den 70er Jahren und schloß anti­se­mi­ti­sche Mitglieder aus. Diese neuen Bemü­hungen von Action Zealandia sind dennoch besorg­nis­er­re­gend, und sie sind von ihren Zielen überzeugt.

Deplatforming funktioniert

Action Zealandia schwankt in ihrer Aktivität und ihrem Wagemut. Es scheint, daß ihre Aktivität im Laufe der Zeit insgesamt zunimmt. Sie müssen jedoch erheb­liche Rück­schläge hinnehmen, wenn Grup­pen­mit­glieder verhaftet werden oder wenn ihre indi­vi­du­ellen oder Gruppen-Konten in den sozialen Medien gelöscht werden (Deplat­forming). Deplat­forming gibt es als anti­fa­schis­ti­sche Taktik seit der „No Platform”-Politik der briti­schen National Union of Students in den 70er Jahren. Der Begriff wurde nach dem Aufkommen rechts­ex­tremer Verschwö­rungen in den sozialen Medien zu einem gängigen Begriff im öffent­li­chen Diskurs. Am bekann­testen wurde er, als US-Präsident Donald Trump von Twitter gebannt wurde, weil er zu Gewalt aufge­rufen hatte.

Deplat­forming soll die Verbrei­tung von haßer­füllten Fehl­in­for­ma­tionen außerhalb der extre­mis­ti­schen Kreise, die sie bilden, verlang­samen. Action Zealandia weiß das. In ihrem Interview mit dem Nordic Resis­tance Movement, einer skan­di­na­vi­schen Neonazi-Gruppe, die für mehrere Morde und Bomben­an­schläge verant­wort­lich ist, erklärte „Zane” einem NRM-Vertreter seine Gedanken zum Deplat­forming. Zane sagte, Deplat­forming sei nicht wirksam gegen Leute, die bereits über­zeugte Faschisten seien, aber es schaffe eine „Lücke zwischen einem Kind, das sich Videos von Jordan Peterson ansieht, und unseren Sachen”. Diese Lücke ist wichtig, aber auch zerbrech­lich. Sie zielt darauf ab, die Ausbrei­tung ihrer Ideen zu stoppen, hält aber bestehende Mitglieder nicht davon ab, eine echte Bedrohung für die indi­vi­du­elle und nationale Sicher­heit darzustellen.

Während Polizei und Geheim­dienste ihre Aufmerk­sam­keit in den letzten Jahren verstärkt auf diese Gruppen gerichtet haben, haben die Schüsse in Christ­church deutlich gemacht, wie sich diese Gruppen ausbreiten konnten. Als der SIS mehr Zeit auf die Bedro­hungen durch weiße Rassisten verwen­dete, fand er schnell neue Ziele. Die Polizei erzielte ähnliche Ergeb­nisse, als sie ein Team zur Über­wa­chung öffent­li­cher Online-Akti­vi­täten einrich­tete, das sieben Monate nach den Moschee­an­schlägen seine Arbeit aufnahm.

Ein wichtiger Teil des Wider­stands gegen diese Gruppen sind die anti­fa­schis­ti­schen Forscher von Gruppen wie der in Auckland ansäs­sigen Tāmaki Anti-Fascist Action, der in Austra­lien ansäs­sigen White Rose Society und dem Aotearoa-Kollektiv Paparoa. Die Bomben­dro­hungen gegen Moscheen in Christ­church zu Beginn dieses Jahres wurden erst aufge­klärt, nachdem Paparoa der Polizei einen Tip gegeben hatte. Paparoa hat direkt an den verdeckten Ermitt­lungen von Critic mitge­wirkt. Sie können auf Twitter gefunden werden (@Paparoa3).

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